Studie „Altersvorsorge in Deutschland“ (AVID) - Einblick-archiv.dgb.de

TNS Infratest
Sozialforschung
7.2 Verbreitung und Länge von Biographie-Episoden von Arbeitern
und Angestellten
In diesem und dem folgenden Abschnitt werden nunmehr die Biographie-Episoden und die
Höhe der damit einhergehenden projizierten GRV-Anwartschaften und Netto-Alterseinkommen
näher betrachtet. Die Ausführungen beziehen sich auf Arbeiter und Angestellte mit projizierten
Anwartschaften auf eine Versichertenrente der GRV, d. h. die „Kernklientel“ der
gesetzlichen Rentenversicherung.
Diese Gruppe umfasst insgesamt 82,3% der Grundgesamtheit der AVID, d. h. der deutschen
Bevölkerung der Geburtsjahrgänge 1942 bis 1961. 178 Die Zuordnung zur jeweiligen beruflichen
Stellung beruht auf der Situation im Befragungsjahr der AVID, also 2002, bzw. der
zuvor zuletzt eingenommenen Position. Bei der Differenzierung nach alten und neuen Ländern
sowie der Interpretation der Ergebnisse muss die Bevölkerungsfluktuation zwischen
Ost und West seit 1990 berücksichtigt werden. Insgesamt sind gemäß AVID seit 1990 7,4%
der seinerzeit in den neuen Ländern lebenden Menschen in den Westen umgezogen. Diese
Gruppe umfasst 1,9% der Bevölkerung im Westen. Die Wanderung von West nach Ost ist
demgegenüber geringer. In ein ostdeutsches Bundesland übergesiedelt sind 0,8% der 1990
in Westdeutschland lebenden Menschen. Diese Gruppe hat einen Anteil von 3,2% an der
ostdeutschen Bevölkerung des Jahres 2002. 179
Exkurs: Erwerbsverläufe in Ost und West
Bei den folgenden Analysen der Erwerbsverläufe in den alten und neuen Ländern ist ferner
zu berücksichtigen, dass bestimmte Erwerbsstatus wie Beamtentätigkeit und geringfügige,
sozialversicherungsfreie Beschäftigung in den neuen Ländern erst seit der Wende möglich
waren. Darüber hinaus waren aufgrund der Wirtschaftsstruktur in der ehemaligen DDR
selbstständige und damit auch mithelfende Tätigkeiten im Familienbetrieb sehr viel seltener
als in den alten Ländern. Wie aus Abbildung 7-1 hervorgeht, sind davon die in die AVID einbezogenen
Geburtsjahrgänge in unterschiedlichem Maße betroffen. Die 1942 Geborenen
durchlaufen ab 1990 nur noch maximal 17 Erwerbsjahre (bis zum 65. Lebensjahr) im vereinten
Deutschland, die 1961 Geborenen dagegen bis zu 37 Jahre. Über alle Kohorten hinweg
führt diese Situation dazu, dass in den neuen Ländern die Anteile sozialversicherungsfreier
Tätigkeiten niedriger und deren Dauer kürzer sind als in Westdeutschland.
178 Nicht berücksichtigt sind Arbeiter und Angestellte ohne GRV-Anwartschaften (0,3% der Grundgesamtheit),
Beamte (6,6%), Selbstständige (9,7%), Mithelfende Familienangehörige (0,9%), Personen
ohne Angabe zur beruflichen Stellung (0,1%) sowie Personen, die nie erwerbstätig waren
(0,1%) (Tabelle I-3155e).
179 Zusätzliche Auswertungen der AVID 2005.
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