Studie „Altersvorsorge in Deutschland“ (AVID) - Einblick-archiv.dgb.de

TNS Infratest
Sozialforschung
Ebenso weit verbreitet sind Phasen von Arbeitslosigkeit im Verlauf des Erwerbslebens. 187
Zwischen 42% (männliche Angestellte im Westen) und 78% (Arbeiterinnen in den neuen
Ländern) der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit GRV-Anwartschaften sind im
Verlaufe ihres Erwerbslebens mindestens 12 Monate arbeitslos (Tabelle 7-5). Die Arbeitnehmer
in den neuen Ländern sind in höherem Maße von Arbeitslosigkeit betroffen als
Westdeutsche, und zwar in allen Gruppen. Die durchgängig höheren Anteile in den neuen
Ländern gehen einher mit unterschiedlichen Prävalenzen bei Männern und Frauen in den
alten und neuen Ländern. Während in Westdeutschland die Anteile der von Arbeitslosigkeit
betroffenen Frauen um 8 bis 11 Prozentpunkte höher liegen als bei Männern, sind die geschlechtsspezifischen
Unterschiede in den neuen Ländern mit 15 bis 16 Prozentpunkten
noch deutlicher. Auch in Ostdeutschland sind somit Frauen stärker betroffen als Männer.
Die größere Verbreitung von Phasen der Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern geht einher
mit deutlich längeren durchschnittlichen Zeiten. Dies betrifft Arbeiter wie Angestellte. In den
neuen Ländern sind Arbeiter durchschnittlich etwa 1,7 Jahre länger arbeitslos (8,9 Jahre
gegenüber 7,2 Jahre im Westen) und Angestellte etwa 1 Jahr (7,3 Jahre gegenüber 6,3 Jahre
im Westen). Noch wesentlich größer sind die Unterschiede bei Frauen. Westdeutsche
Arbeiterinnen sind durchschnittlich 5,2 Jahre arbeitslos, ostdeutsche mit 9,6 Jahren fast
doppelt so lang. Ähnlich gravierend sind die Unterschiede bei Angestellten mit durchschnittlich
4,7 Jahren in West- und 7,6 Jahren in Ostdeutschland. Im Hinblick auf die nachstehend
diskutierten Nichterwerbsphasen wegen Haushaltsführung mit und ohne Kinder könnten die
Unterschiede bei Frauen allerdings z. T. auf eine subjektiv unterschiedliche Bewertung bzw.
Einordnung von Nichterwerbszeiten in den alten und neuen Ländern zurückzuführen sein.
Die gesellschaftlich bedingte stärkere Einbindung in das Erwerbsleben von Frauen in der
ehemaligen DDR könnte zur Folge haben, dass sich ostdeutsche Frauen im Anschluss an
eine registrierte Arbeitslosigkeit immer noch als arbeitslos einstufen, während westdeutsche
Frauen eher dazu neigen könnten, sich als haushaltsführend einzustufen.
Nachhaltige Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen sich erwartungsgemäß
bezüglich der Haushaltsführung mit Kindern unter 18 Jahren. In der AVID wird in Ost wie
West kein einziger Mann mit Nichterwerbszeiten wegen Haushaltsführung mit Kindern unter
18 Jahren ausgewiesen. Für Frauen sind solche Zeiten dagegen der Regelfall. In den alten
Ländern haben 82% der Arbeiterinnen und 77% der Angestellten ihre Erwerbstätigkeit wegen
Kindererziehung unterbrochen bzw. in einigen wenigen Fällen erst gar nicht aufgenommen
(Tabelle 7-5). In den neuen Ländern liegen die Anteile mit 63% und 65% niedriger.
Diese Unterschiede nivellieren sich allerdings, wenn man die Zahl der Frauen mit Nichterwerbsphasen
wegen Haushaltsführung mit Kindern unter 18 Jahren auf die Zahl der Frauen
mit Kindern prozentuiert. Dann zeigt sich, dass in Westdeutschland 98% der Arbeiterinnen
und 99% der Angestellten entsprechende Episoden aufweisen. In den neuen Ländern liegen
die Anteile mit 92% bei Arbeiterinnen und 95% bei Angestellten etwas niedriger. 188 Beträchtliche
Unterschiede zwischen Ost und West zeigen sich allerdings hinsichtlich der Länge der
Nichterwerbsphasen. Während in Westdeutschland Arbeiterinnen durchschnittlich 12,8 Jahre
wegen Kindererziehung nicht erwerbstätig sind und Angestellte immerhin 10,5 Jahre,
187 Die im Folgenden ausgewiesenen Zeiten der Arbeitslosigkeit umfassen neben registrierten auch
nicht registrierte Zeiten.
188 Zusätzliche, nicht im Tabellenband ausgewiesene Berechnungen.
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