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Dissertation Abel - MADOC - Universität Mannheim

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stimmten Kontext sehr belastend ist, kann in einem anderen Zusammenhang neutral oder an-<br />

regend sein. Beachtet man jedoch nur die individuellen Stressbewertungen z.B. nach Lazarus<br />

(1981), lässt man Kontextfaktoren außer Acht und verliert „Situationsvarianz“ zugunsten „Per-<br />

sonvarianz“ (z.B. Wittmann, 1985). Meichenbaum (2003) fordert in seinen Leitlinien für Pro-<br />

gramme zur Reduktion und Prävention von Stress, neben individuellen auch kulturelle und si-<br />

tuationale Faktoren zu berücksichtigen. In einem Trainingsprogramm sollte daher der Kontext,<br />

das heißt die systemische Perspektive, verstärkte Beachtung finden. Die systemisch-<br />

lösungsorientierte Beratung scheint wegen ihrer explizit systemischen Ausrichtung geeignet,<br />

diese Anforderung zu erfüllen.<br />

Lazarus & Folkman (1984) beschreiben interindividuell und von Situation zu Situation unter-<br />

schiedliche Präferenzen der Stressbewältigung. Welche Strategien im Einzelfall eingesetzt wer-<br />

den, hängt von den Anforderungen und den momentan zur Verfügung stehenden Ressourcen,<br />

nicht zuletzt aber auch von der Motivation zum Handeln ab. Auch Meichenbaum (2003) weist<br />

darauf hin, dass individuelle Bewältigungs-Strategien nur schwer vorhersagbar sind. Deshalb ist<br />

ein standardisiertes Programm nur unzureichend. Die Präventionsmaßnahmen sollten daher<br />

die Flexibilität von Bewältigungsstrategien fördern, was im „systemischen Imperativ“ so for-<br />

muliert wird: „Handle stets so, dass Du die Anzahl der Möglichkeiten vergrößerst!“ (Schlippe<br />

& Schweizer, 1997, S. 116). Der Berater sollte immer bestrebt sein, möglichst viele Lösungen<br />

mit dem Klienten zu erarbeiten und den Klienten entscheiden zu lassen, welche für ihn am<br />

besten passen (Radatz, 2000). Dies wird z.B. durch beständiges Nachfragen und Verweigern<br />

von Verantwortungsübernahme für „die beste Lösung“ erreicht.<br />

Meichenbaum (2003) führt in seinen Leitlinien für Programme zur Reduktion und Prävention<br />

von Stress zwei weitere Anforderungen an: Zum ersten hält er ein therapeutisches Arbeits-<br />

bündnis, welches den Klienten als aktiven Mitarbeiter betrachtet, für wesentlich. Zum zweiten<br />

fordert er eine Rückfallprophylaxe, in dem mögliche Rückschritte thematisiert und mögliche<br />

Vorgehensweisen mit den Teilnehmern besprochen werden. In der systemisch-<br />

lösungsorientierten Beratung besteht ein solches Arbeitsbündnis, in dem die Klienten als „Ex-<br />

perten“ aktiv an der Lösung ihrer Probleme arbeiten. Außerdem wird auf eine Rückfallprophy-<br />

laxe wert gelegt, indem mögliche „schlechte Tage“ vorweggenommen und Möglichkeiten des<br />

Copings besprochen werden (Bamberger, 2001).<br />

Insgesamt spricht vieles dafür, dass die systemisch-lösungsorientierte Beratung zur Prävention<br />

von Stress und Burnout geeignet ist. Sie wird mit nachgewiesener Effektivität in Supervision,<br />

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