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Dissertation Abel - MADOC - Universität Mannheim

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objektive Situationsmerkmale. Erst durch die Interaktion mit einem Individuum entsteht eine<br />

Beanspruchung. Diese ist subjektiv konzipiert, da das individuelle Empfinden der belasteten<br />

Person die entscheidende Rolle spielt. In der Arbeitswissenschaft ist der Belastungs-Begriff<br />

neutral definiert. Daher können Belastungen sowohl gesundheitsförderlich als auch gesund-<br />

heitsgefährdend sein. Im Falle der schädlichen Wirkung wird häufig von Fehlbelastung gespro-<br />

chen. Im Zusammenspiel mit der Person kann eine Fehlbeanspruchung durch eine zu hohe oder<br />

zu niedrige Belastung, das heißt durch Über- bzw. Unterforderung zustande kommen. Im mitt-<br />

leren Bereich wird die Belastung als optimal angesehen (Oesterreich & Volpert, 1999). Das Be-<br />

lastungs-Beanspruchungs-Modell wurde in die Sozialwissenschaften „exportiert“, also auch auf<br />

psychische Belastung bzw. psychische Beanspruchung ausgedehnt. Sollen psychische Belastung<br />

und Beanspruchung gemessen werden, müssen auf der Seite der objektiven Bedingungen die<br />

Intensität und Dauer der Belastung berücksichtigt werden. Auf der Beanspruchungsseite soll-<br />

ten Merkmale des Individuums, z.B. die Leistungsfähigkeit, die aktuelle Verfassung und die<br />

Motivation berücksichtigt werden (Richter, 1997).<br />

Auf der Grundlage des Belastungs-Beanspruchungs-Konzepts hat die Bundesanstalt für Arbeits-<br />

schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) Arbeitsanalyseverfahren zur Analyse und Dokumentation von<br />

gesundheitsgefährdenden Belastungen entwickelt. Als Beispiel sei hier kurz das Instrument<br />

SIGMA erwähnt (Screening-Instrument zur Bewertung und Gestaltung von menschengerech-<br />

ten Arbeitstätigkeiten). Das Instrument ist nicht speziell für einen bestimmten Tätigkeitsbe-<br />

reich entwickelt worden und es wird der ergänzende Einsatz von tätigkeitsspezifischen Verfah-<br />

ren empfohlen (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2005). SIGMA ist ein<br />

Beobachtungsinterview, dessen Anwendung Kenntnisse im Bereich der Arbeitspsychologie<br />

voraussetzt und sich in vier Bereiche gliedert: Arbeitstätigkeit, Arbeitsumgebung, Arbeitsorganisation<br />

und Besondere Anforderungen. In einem anschließenden Katalog macht SIGMA Vorschläge für<br />

die Auswahl von Maßnahmen. Im pflegerischen Bereich wurde das Instrument in der Alten-<br />

pflege bei 30 Arbeitsplätzen eingesetzt und erfüllt die Gütekriterien der Objektivität und Relia-<br />

bilität, außerdem existieren Validitätsbelege (Windel, 1998).<br />

2.2.2 Arbeitspsychologische Modelle und Verfahren zur Belastungsanalyse<br />

In der Arbeitspsychologie werden im Gegensatz z.B. zur Unfallforschung Bedingungen er-<br />

forscht, die erst bei längerer Einwirkung auf den Menschen gesundheitsschädlich wirken<br />

(Dormann & Zapf, 2002). Innerhalb der arbeits- und organisationspsychologischen Forschung<br />

werden Belastungen bzw. Stressoren auf der Bedingungsseite und Beanspruchung bzw. Stressre-<br />

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