Dissertation Abel - MADOC - Universität Mannheim
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5) Kontextbezogenheit<br />
Seite<br />
Ein weiteres Merkmal der systemisch-lösungsorientierten Beratung ist die Kontextbezogenheit, al-<br />
so die Berücksichtigung der Umwelt. Es wird davon ausgegangen, dass jedes problematische<br />
Verhalten in einem anderen Kontext nützlich sein kann (Radatz, 2000). Diese aus dem Kon-<br />
struktivismus abgeleitete Grundidee besagt, dass Probleme und Lösungen nicht per se existie-<br />
ren, sondern konstruiert werden, sie sind eine soziale Konstruktion.<br />
5.4 Systemisch-lösungsorientierte Interventionen<br />
Zunächst wird ein Modell der systemisch-lösungsorientierten Beratung vorgestellt (Abb. 12).<br />
Die Maxime des Modells kann man beschreiben als „Lösungen konstruieren statt Probleme<br />
analysieren“ (Bamberger, 2001, S. 21). In Anlehnung an de Shazer (z.B. 2006) geht es haupt-<br />
sächlich um lösungsorientierte Fragen zu Veränderungen vor der Beratung, Ausnahmen, hypothetischen<br />
Lösungen und Universallösung. Nach de Shazer muss der Berater das Problem gar nicht kennen,<br />
um an einer Lösung zu arbeiten. Daher ist im Modell von Steve de Shazer keine dezidierte<br />
Auftrags- und Zielklärung vorgesehen. Es wird nicht nach dem Problem gefragt, sondern<br />
gleich nach Veränderungen vor der Beratung bzw. Ausnahmen vom Problem (de Shazer,<br />
2006). Dies entspricht jedoch einer angloamerikanischen Vorgehensweise, die für den vorlie-<br />
genden Kontext zu offensiv erschien. Einem etwas gemäßigten Ansatz folgend (z.B. Schmidt,<br />
2005) wurde eine kurze Problembeschreibung vorgeschaltet, bei der die Klienten zunächst ihr<br />
Problem schildern können, bevor an einer Lösung gearbeitet wird.<br />
Die Teilnehmer des im siebten Kapitel beschriebenen Kurses lernten, anhand des Modells ein<br />
lösungsorientiertes Gespräch zu führen, um dies im beruflichen Alltag bei Patienten, Klienten,<br />
Schülern sowie im kollegialen Kontext bei Mitarbeitern, Vorgesetzten und Ärzten anzuwen-<br />
den. Zu den erwarteten Wirkungen des Kurses wurden entsprechende Hypothesen entworfen<br />
und überprüft (siehe Kap. 7 bis 9). Die einzelnen Phasen werden sukzessive abgearbeitet. Fin-<br />
den sich keine Veränderungen vor der Beratung, sucht der Berater mit dem Klienten nach<br />
Ausnahmen. Können keine Ausnahmen benannt werden, so wird versucht, eine hypothetische<br />
Lösung zu konstruieren usw.<br />
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