Dissertation Abel - MADOC - Universität Mannheim
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In einer weiteren Studie fanden Büssing et al. (2000), dass vor allem die Arbeitsbedingungen in<br />
Bezug auf „Platzverhältnisse“ und „Ausstattung der Patientenwohnungen“ sowie die zu den<br />
sozialen Stressoren zählenden Interaktionen mit den Angehörigen der Patienten als sehr belas-<br />
tend erlebt wurden. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Befund, dass der<br />
Schweregrad der Belastungen in der stationären Pflege statistisch signifikant höher ist als in der<br />
ambulanten Krankenpflege. Die Autoren erklären dies mit der unterschiedlichen Belastungs-<br />
konstellation. Die Mitarbeiter in dieser Berufsgruppe sind freier in ihren Entscheidungen, kön-<br />
nen also autonomer arbeiten als ihre Kollegen in stationären Einrichtungen (Büssing et al.,<br />
2003). Auf die Bedeutung von Autonomie im Zusammenhang mit Stress und Burnout wird im<br />
vierten Kapitel näher eingegangen.<br />
Unterbrechungen der Arbeitstätigkeit sind in der ambulanten Pflege seltener, da es hier nicht<br />
die typischen Unterbrechungen durch die Patientenklingel oder Anfragen von Ärzten oder<br />
Kollegen gibt. Das Problem der Über- oder Fehlbelegung gibt es ebenfalls selten. Diese Er-<br />
leichterungen schlagen jedoch nicht auf die Beanspruchungssituation durch (Büssing et al.,<br />
2003). Die Befunde zur Beanspruchung in der Altenpflege werden in Abschnitt 3.3.3.2 darge-<br />
stellt.<br />
2.4 Fazit zur Arbeitsbelastung in Pflegeberufen<br />
Typischerweise finden sich in personenbezogenen Dienstleistungsberufen mit einem hohen<br />
Anteil an Interaktionarbeit, wie z.B. bei Stewardessen oder Psychotherapeuten, vielfältige organi-<br />
sationale und soziale Stressoren (Büssing & Glaser, 1999b). In empirischen Untersuchungen zu<br />
psychischen Belastungen in der stationären Krankenpflege finden sich überwiegend identische<br />
Belastungsfaktoren. Nach einer Klassifikation „kundenbezogener sozialer Stressoren“ von<br />
Dormann & Zapf (2002) tragen außergewöhnliche Anforderungen, persönliche Angriffe, unfreundliche<br />
und unangenehme Kunden/Patienten oder Abstimmungsschwierigkeiten zu hohen emotionalen und so-<br />
zialen Anforderungen bei, die zu Stressreaktionen führen können. Führt man sich die schwie-<br />
rige tagtägliche Arbeit mit sterbenden und schwierigen Patienten vor Augen, wird klar, dass in<br />
der Krankenpflege alle genannten Klassen der sozialen Stressoren eine Rolle spielen.<br />
Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen aus dem vorangegangenen Abschnitt zeigen,<br />
dass Pflegeberufe im Branchenvergleich zu den am stärksten belasteten Berufsgruppen über-<br />
haupt gehören. Dabei kann die eigentliche Arbeitsaufgabe, die neben hoher körperlicher Belas-<br />
tung auch viel Emotions- bzw. Interaktionsarbeit (z.B. Büssing & Glaser, 1999b) erfordert,<br />
von den suboptimalen Ausführungsbedingungen abgegrenzt werden. Dadurch kommen noch<br />
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