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Dissertation Abel - MADOC - Universität Mannheim

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lich. In welche Richtung sich das System entwickelt, kann aber nicht vorhergesagt werden. Das<br />

entlastet den Berater vom Druck, eine bestimmte Wirkung beim Klienten erzielen zu müssen<br />

und alle Fakten zu kennen (Mücke, 2003).<br />

In der Theorie sozialer Systeme (Luhmann, 1984) werden die Systemelemente, bei Maturana<br />

und Varela (1992) biologischer Natur, durch die Kommunikation ersetzt. Das bedeutet für die<br />

Beratungs- und Therapiepraxis, dass nicht Menschen, deren Psyche oder Verhalten Gegens-<br />

tand der Therapie ist, sondern zunächst nur die Kommunikation zwischen ihnen. Eine Beein-<br />

flussung ist nur über Kommunikation möglich.<br />

Neben der Systemtheorie, die den Blick weg vom Individuum auf das Zusammenspiel in ei-<br />

nem (meist sozialen) System lenkt, sind konstruktivistische Theorien wichtiger Bestandteil syste-<br />

misch-lösungsorientierter Beratung. Diese besagen in grober Vereinfachung, dass die Wirklich-<br />

keit, wie sie von jemandem wahrgenommen wird, von dieser Person konstruiert wird. Wahr-<br />

nehmen im objektiven Sinne ist somit nicht mehr möglich, da Vorerfahrungen und entspre-<br />

chende kognitive Schemata bereits vorhanden sind. Die Existenz objektiver Erkenntnisse wird<br />

negiert und stattdessen steht die Zuweisung von Bedeutung im Mittelpunkt des Interesses.<br />

Vielleicht sollte man hier etwas vorsichtiger formulieren, dass eine vorurteilsfreie Wahrneh-<br />

mung nicht mehr möglich ist. Die Wirklichkeit kann niemals ohne einen Beobachter, der die-<br />

selbe konstruiert, erklärt werden. Der Beobachter ist vielmehr ein Gestalter seiner eigenen<br />

Wirklichkeit. Ohne Beobachter, der etwas als Problem bewertet, gibt es das Problem nach<br />

Auffassung des Konstruktivismus nicht. Im Sinne der Konstruktivisten gibt es nur Tatsachen,<br />

keine Probleme. Es ist zumindest immer eine Person notwendig, um eine Tatsache zum Prob-<br />

lem zu machen (Schlippe & Schweitzer, 1997).<br />

5.3 Prinzipien einer systemisch-lösungsorientierten Vorgehensweise<br />

Aus den beschriebenen theoretischen Grundlagen lassen sich Haltungen ableiten, die Ethik,<br />

Selbstverständnis und konkretes Handeln eines systemischen Beraters betreffen.<br />

1) Ressourcen- und Lösungsorientierung<br />

Es lassen sich in Systemtheorien Aussagen finden, mit denen eine ressourcen- und lösungsori-<br />

entierte Vorgehensweise begründet werden kann. Ein Hauptargument ist die multikausale<br />

Verursachung von Problemen, bei denen die „wahre“ Ursache sowieso nicht gefunden werden<br />

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