Dissertation Abel - MADOC - Universität Mannheim
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als solche abgefragt werden (Antonovsky, 1997). Jedoch sprechen empirische Befunde eher für<br />
einen Generalfaktor als für die drei Komponenten (Bamberger, 2001). Becker (2006, S. 93) be-<br />
zeichnet das Kohärenzgefühl sogar als stabile Persönlichkeitseigenschaft und führt die un-<br />
scharfe Terminologie Antonovskys auf dessen soziologischen Hintergrund zurück. Anto-<br />
novsky (1990) wiederum sieht den Unterschied zwischen dem Kohärenzsinn und stabilen Per-<br />
sönlichkeitseigenschaften darin, dass sich das Kohärenzerleben erst in Belastungssituationen<br />
zeigt. Im 4. Kapitel wird die Relevanz des Kohärenzgefühles bzw. Kohärenzsinns für die Ge-<br />
sundheit diskutiert.<br />
3.2.3 Theorie der Ressourcenbewahrung von Hobfoll (1989)<br />
Die Theorie der Ressourcenbewahrung von Hobfoll (1989) basiert auf der einfachen Annah-<br />
me, dass Menschen ihre Ressourcen schützen und neue hinzugewinnen wollen. Drohende o-<br />
der tatsächliche Ressourcenverluste sind stressreiche Ereignisse, das heißt Stress entsteht, wenn<br />
der Schutz oder der Zugewinn von Ressourcen vermeintlich oder tatsächlich nicht gelingt.<br />
Dies geht mit einer Erfahrung der Bedrohung einher. Dies kann z.B. passieren, wenn eine Per-<br />
son Ressourcen investiert, um andere Ressourcen dazu zu gewinnen, aber der Gewinn aus-<br />
bleibt. Dieser Aspekt der Theorie ähnelt stark Siegrists (1996) Modell der Gratifikationskrisen.<br />
Auch zur Vermeidung künftiger Ressourcenverluste werden wiederum Ressourcen benötigt.<br />
Hier wird deutlich, warum z.B. sozial benachteiligte bzw. ressourcenschwache Personen stress-<br />
anfälliger sind als ressourcenstarke. Bei Hobfoll wird Stress ausschließlich negativ verstanden.<br />
Anregende Effekte entstehen durch Zugewinn von Ressourcen. Gelingt also der Schutz und<br />
Zugewinn von Ressourcen, ergeben sich positive Effekte auf die Gesundheit des Einzelnen<br />
und der Gemeinschaft.<br />
Zum Gewinn von Ressourcen und deren Schutz werden andere Menschen benötigt. Zwischen<br />
Individuen findet ein Ressourcenaustausch statt. Diese auf den ersten Blick triviale Tatsache<br />
erweitert den Rahmen rein individualistischer Theorien wie z.B. des transaktionalen Stressmodells<br />
(Lazarus & Launier, 1981), indem die interaktionellen Aspekte der Stressentstehung betont<br />
werden. Stress entsteht nicht allein „in der Person“, sondern in erheblichem Maß „zwischen<br />
Personen“. Wenn man sich die Befunde zur sozialen Unterstützung anschaut (siehe Kap.4),<br />
wird die Bedeutung des interpersonellen Austauschs von Ressourcen deutlich. Wird aus diesem<br />
Austausch eine „Einbahnstraße“, so entsteht eine Ressourcenverlustspirale, an deren Ende ein<br />
„Ausgebranntsein“ stehen kann (Buchwald, 2004). Inhaltlich unterscheidet Hobfoll (1989) Ob-<br />
jektressourcen, Bedingungsressourcen, persönliche Ressourcen und Energieressourcen. Abb. 3 verdeutlicht die<br />
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