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Dissertation Abel - MADOC - Universität Mannheim

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Verlauf ein Auslöser, das heißt die spezifische Belastung der Pflegearbeit, durch vermittelnde<br />

organismische Variablen zu einer (kurzfristigen) Beanspruchungsreaktion führt, die wiederum<br />

mittel- bis langfristige Folgen für die Gesundheit hat. In der Literatur werden die Begriffe Stress<br />

und Stressforschung eher für die längerfristigen negativen Auswirkungen verwendet, die Begriffe<br />

Beanspruchung und Beanspruchungsforschung hingegen für die kurzfristigen Auswirkungen (Semmer<br />

& Mohr, 2001). Dieser Einteilung soll hier gefolgt werden. Es verbleibt jedoch eine unbefrie-<br />

digende Überschneidung der mittel- bis längerfristigen Stressreaktionen mit ihren gesundheitlichen<br />

Folgen. Es wäre zu wünschen, dass sich diese künstliche Trennung mit zunehmendem Durch-<br />

setzen zirkulärer Modelle erübrigt.<br />

Zunächst werden Differenzen und Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Stress-Konzeptionen<br />

deutlich gemacht werden, bevor anschließend auf die positiven und negativen Gesundheitsfol-<br />

gen der Beanspruchung eingegangen wird.<br />

Ursprünglich wurde der Begriff „Stress“ von Selye bereits 1936 aus der Physik übernommen<br />

und als „unspezifische Reaktion des Organismus auf jede Anforderung“ definiert (Selye, 1982,<br />

S. 7). Nach Greif (1989) ist eine Stressreaktion ein Zustand, der entsteht, wenn ein aversives,<br />

zeitlich nahes und subjektiv lang andauernde Ereignis, das mit einer hohen Wahrscheinlichkeit<br />

eintritt, sehr wahrscheinlich nicht verhindert werden kann. Diese Definition verweist bereits<br />

auf die Wichtigkeit von verfügbaren Ressourcen bei der Stresseinschätzung und Stressentste-<br />

hung (siehe Abschnitt 3.2), denn Stress entsteht nur, wenn die Person nicht erwartet, das Er-<br />

eignis oder die Situation zu bewältigen. Ebenso betonen Hacker und Kollegen bei der Stress-<br />

entstehung die erlebte Bedrohung, welche für einen Zustand angstbedingter Erregung verant-<br />

wortlich ist (Hacker et al., 1982). In der Stressforschung dominiert ebenso wie in der Bean-<br />

spruchungsforschung eine negative Ausprägung des Begriffs, Stress wird als Folge psychischer<br />

Fehlbeanspruchung, also Unter- oder Überforderung konzipiert. So definieren Büssing (1999)<br />

oder Richter & Hacker (1997) Beanspruchung per se negativ. Die Autoren fokussieren aus-<br />

schließlich Fehlbeanspruchungen, wenn sie „die potenziell negativen Wirkungen belastender Ar-<br />

beitsbedingungen auf die arbeitende Person“ im Blick haben (Glaser et al., 2005, S. 21).<br />

Psychische Beanspruchung ist nach der Europäischen Norm EN ISO 10075-1 die „unmittelbare<br />

(nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von<br />

seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der in-<br />

dividuellen Bewältigungsstrategien“ (Mittelstaedt, 2004, S.15). Die Norm folgt implizit dem<br />

Belastungs-Beanspruchungs-Ansatz von Rohmert (1984) und beschreibt je nach den Voraus-<br />

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