Dissertation Abel - MADOC - Universität Mannheim
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Die Arbeits- und Organisationspsychologie hat in Bezug auf Autonomie am Arbeitsplatz zu-<br />
meist Handlungs- und Entscheidungsspielräume bei der Arbeitstätigkeit untersucht. In den so<br />
genannten Whitehall-Studien wurden 17.000 (in der ersten Studie, Beginn 1967) bzw. 10.000 (in<br />
der zweiten Studie, Beginn 1985) Beschäftigte im öffentlichen Dienst in England auf ihre Ge-<br />
sundheit untersucht und die Ergebnisse mit verschiedenen sozialen Variablen in Beziehung ge-<br />
setzt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Erkrankungs- und Sterberisiko der Angestellten in der<br />
Studie in hohem Maße von ihrer sozialen Schicht abhängig war. Das Risiko, an einem Herzin-<br />
farkt zu sterben, war in der niedrigsten im Vergleich zur höchsten sozialen Schicht etwa drei-<br />
mal so hoch. Die Befunde werden mit der höheren Kontrolle bei der Arbeitstätigkeit in höhe-<br />
ren Schichten erklärt (Marmot, Davey Smith & Stansfeld, 1991).<br />
In der beschriebenen zusammenfassenden Studie von Zimber (1998) zur Situation der Alten-<br />
pflege in Deutschland werden folgende empirischen Befunde zusammengetragen:<br />
• In einer Studie von Berger (1997) zeigte sich im Handlungs- und Gestaltungsspielraum<br />
ein zentraler protektiver Faktor<br />
• Selbständigkeit und Verantwortung sind wichtige motivierende Faktoren in der Altenpflege<br />
(Muthny, Bermejo & v. Gierke, 1993)<br />
• Spielräume in der Arbeitstätigkeit sind ebenfalls wichtige motivierende Faktoren in der<br />
Altenpflege (Meifort & Becker, 1996)<br />
Nach Hobfoll setzt beim Burnoutprozess ein schleichender Ressourcenverlust ein, der natur-<br />
gemäß mit einem Gefühl des Kontrollverlusts einhergeht. Nach Maslach (1982a) kommen zu<br />
diesem Gefühl der Hilflosigkeit noch Frustration und Wut und schließlich auch ein Gefühl<br />
von Versagen und Inkompetenz. In Bezug auf Burnout ist davon auszugehen, dass die wahr-<br />
genommene Kontrolle im Burnoutprozess abnimmt und mit der Zeit einer Hilflosigkeit<br />
weicht, wodurch die Antriebslosigkeit und depressive Symptomatik von Burnout-Betroffenen,<br />
die in der klinischen Psychologie unter anderem mit einer erlernten Hilflosigkeit erklärt wer-<br />
den, verstehbar werden. Im Vorgriff auf ressourcenorientierte Präventionsmaßnahmen (siehe<br />
Abschnitt 4.5) ist an dieser Stelle eine Stärkung der Autonomie ein wichtiger Ansatzpunkt.<br />
Wie auch bei der sozialen Unterstützung weisen Zapf und Dormann (2001) auf negative Ef-<br />
fekte eines erhöhten Handlungsspielraums hin: Eine höhere Autonomie geht häufig mit einer<br />
erhöhten Verantwortungsübernahme einher, welche sich wiederum auch negativ auswirken<br />
kann. Hier ist zu beachten, dass die Mitarbeiter über die entsprechenden internen Vorausset-<br />
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