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Symposium - AIC

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ABSTRACT<br />

Wichtige Manuskripte als Meilensteine<br />

in der Textgeschichte von Platons Symposion<br />

Christian Brockmann<br />

In diesem Vortrag wird die Textgeschichte von Platons Symposion von der Spätantike und dem<br />

Ersten Byzantinischen Humanismus bis zur Renaissance und der Frühen Neuzeit zunächst<br />

überblicksartig dargestellt. Dabei werden einige grundlegende wissenschaftlich-kulturelle<br />

Bedingungen, die für die Überlieferung der griechischen Literatur insgesamt von Bedeutung sind,<br />

kurz erläutert, nämlich das Verdrängen der Papyrus-Rolle durch das Manuskript in Kodex-Form<br />

sowie der umfassende Prozess der Bearbeitung und Revision der antiken Texte im Zuge des<br />

Metacharakterismos, also der Herstellung neuer, aktualisierter Manuskripte mit Hilfe des neuartigen<br />

graphischen Systems der Minuskelschrift (9.-10 Jahrhundert).<br />

Anschließend werden einige der wichtigsten Manuskripte exemplarisch vorgestellt und genauer<br />

betrachtet. Es wird nach ihrer Entstehung und ihrer Rolle für die Überlieferung gefragt. Dabei liegt<br />

ein besonderes Augenmerk auf der gelehrten Arbeit, die die Manuskripte geformt hat und die sich in<br />

ihnen manifestiert. Selbstverständlich finden die beiden ältesten Kodizes besondere Würdigung,<br />

nämlich Ms. E. D. Clarke 39 aus der Bodleian Library und Marc. 4,1 aus Venedig (Kodizes B und T).<br />

Neue Überlegungen und Hypothesen zu ihrer Entstehung und ihren Vorlagen werden erörtert, wobei<br />

auch auf die Beziehung von T zu dem ältesten erhaltenen Platon-Manuskript, Kodex A (Parisinus<br />

graecus 1807) eingegangen wird.<br />

Der Vorgang des Abschreibens und Herstellens neuer Manuskripte ging meistens mit einer<br />

Bearbeitung der Textform, die man in der Vorlage oder auch in mehreren Vorlagen fand, einher.<br />

Denn es haben bedeutende byzantinische Gelehrte an der Überlieferung der Platonischen Werke als<br />

Schreiber, Bearbeiter und Auftraggeber mitgewirkt. Ihre philologische Leistung lässt sich in den<br />

erhaltenen Manuskripten genau studieren. Manche ihrer Textänderungen oder Konjekturen haben sich<br />

bis heute durchgesetzt oder werden als bedenkenswerte Varianten zitiert. Allerdings bleiben die<br />

Urheber dieser Lesarten meistens ungenannt, da die Varianten in den kritischen Apparaten nur der<br />

Handschrift zugewiesen werden, in der man ihren Ursprung vermutet. Um diesem Mangel abzuhelfen,<br />

sollen die Arbeiten byzantinischer Gelehrter wie Georgios Pachymeres (Parisinus graecus 1810) und<br />

Maximos Planudes (Vindobonensis phil. 21) am Text des Symposions genauer diskutiert werden. Die<br />

Manuskripte wurden durch die Arbeit der Gelehrten zum Teil erheblich verbessert. Es ist erkennbar,<br />

dass sie stets bemüht waren, andere Manuskripte mit besserem Text zu finden und dass es teilweise<br />

auch Austausch und Zirkulation von Varianten gegeben hat.<br />

In der wissenschaftlichen Kreativität, dem Engagement und den Fähigkeiten der Schreiber und<br />

Bearbeiter und der gemeinschaftlichen Arbeit intellektueller Kreise an den Kodizes werden<br />

wesentliche Kennzeichen der griechisch-byzantinischen Manuskriptkultur sichtbar. Ob es den<br />

Gelehrten zuweilen sogar gelungen ist, Fehler der Überlieferung zu heilen, werden wir diskutieren<br />

müssen. Dabei ist auch das umfangreiche Papyrusfragment (um 200 n. Chr.) zum Vergleich<br />

heranzuziehen. Ein Höhepunkt in der Arbeit am Platontext wird in der Renaissance mit Kardinal<br />

Bessarion und Marsilio Ficino erreicht. Die griechischen Manuskripte, die sie benutzt und bearbeitet<br />

haben, werden zum Abschluss behandelt. Es ist spannend zu sehen, dass es auch hier Verbindungen<br />

gegeben hat.

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