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Symposium - AIC

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ABSTRACT<br />

Platon als Lehrer des Sokrates<br />

Rafael Ferber<br />

Dass Sokrates Lehrer Platons war, ist ein unbestrittenes historisches Faktum. Eine umstrittene Frage<br />

ist es dagegen, wo wir die Grenze zwischen dem historischen (bzw. frühen platonischen) und dem<br />

platonischen Sokrates anzusetzen haben. Der Vortrag soll die These vertreten, dass Platon diese<br />

Grenze durch Einführung der „weisesten Diotima“ (Smp.208b8) markiert hat. Da – unabhängig von<br />

der Frage, ob Diotima eine historische Figur war – aus dem Munde Diotimas Platon spricht, kann in<br />

gewissem Sinne auch Platon als Lehrer des Sokrates bezeichnet werden.<br />

Der Vortrag hat drei Teile:<br />

In einem ersten Teil soll (I) ein kurzer Überblick ueber die sogenannte „sokratische Frage“ gegeben<br />

werden, wie sie sich insbesondere in der Diskussion zwischen Unitariern (Ch. Kahn) einerseits und<br />

Vertretern einer philosophischen Entwicklung (G. Vlastos, T. Penner, Ch. Rowe, T. Brickhouse/ N.<br />

Smith et al.) andererseits zeigt. In einem zweiten Teil (II) soll gezeigt werden, dass die dividing line<br />

zwischen dem historischen und dem platonischen Sokrates nicht in der unterschiedlichen<br />

Moralpsychologie liegt. Weder markiert die dreigeteilte Seele (vgl.R.440a-b) den entscheidenden<br />

Unterschied (Penner/Rowe) noch liegt sie in der These: "In the Socratic account, appetites make<br />

presentations of goodness; in the platonic account, appetites make actual judgments of goodness."<br />

(Brickhouse/Smith) 1 . Im dritten Teil (III) soll nachgewiesen werden, dass die Unterscheidung durch<br />

Platon selber durch die Einführung von Diotima bezeichnet wurde. Dabei soll insbesondere folgender<br />

Satz genau interpretiert werden: „Soweit nun, o Sokrates, vermagst wohl auch du in die Geheimnisse<br />

der Liebe eingeweiht zu werden; ob aber, wenn jemand die höchsten und heiligsten, auf welche sich<br />

auch jene beziehen, recht vortrüge, du es auch vermöchtest, weiß ich nicht.“ (Smp.209e5-210a2, uebs.<br />

F. D. Schleiermacher). F. M. Cornford schreibt dazu: „I incline to agree with those scholars who have<br />

seen in this sentence Plato’s intention to mark the limit reached by the philosophy of his master“ 2 . F.<br />

M. Cornford könnte sich damit auf Otto Apelts Anmerkung zur Stelle beziehen: „Die Figur der<br />

Diotima verdankt ihr Dasein wohl der Phantasie des Platon. Sie dient ihm dazu, Sokratisches und<br />

Platonisches Erkenntnisgut scharf voneinander zu unterscheiden.“ 3 Diese alte These, dass Platon mit<br />

Diotima Sokratisches und Platonisches Erkenntnisgut scharf zu unterscheiden versuchte, soll neu<br />

begründet und in ihren Konsequenzen entfaltet werden.<br />

1 Th. Brickhouse/N. Smith, Socratic Moral Psychology, Oxford 2010, p. 205.<br />

2 F. M. Cornford „The doctrine of Eros in Plato’s <strong>Symposium</strong>” in; The unwritten philosophy and other essays,<br />

Cambridge 1950, 68-80, quotation p.75<br />

3 Platon, Gastmahl, neu übersetzt und erläutert v. O. Apelt, Leipzig 1926, p. 82, n. 54.

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