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Symposium - AIC

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Irmgard Männlein-Robert<br />

‚Poetik der Wahrheit‘ (ebd. 199a-b), die bereits auf objektive Wahrheit verweist. 12 Mit Blick auf die<br />

zu Sokrates‘ Zeiten längst etablierte poetische Tradition, in der das Kriterium der Wahrheit seit<br />

Hesiods (lügenden) Musen (Hes. Th. 26-28) variabel geworden und poetologisch ausdifferenziert<br />

worden war, ist der Rekurs des Sokrates auf ‚Wahrheit‘ als grundsätzlichen Maßstab des Philosophen<br />

für eine universal verstandene Poetik resp. Erotik bemerkenswert und hebt ihn, wie demonstrativ am<br />

Beispiels des umjubelten Dichters Agathon, von einer populären, zu kurz greifenden Poetikauffassung<br />

ab. 13<br />

VI. Fazit<br />

Der durch Sokrates in der Rahmung der Agathon-Rede markierte, szenisch elegant vollzogene<br />

Methodenwechsel innerhalb der Eros-Enkomiastik hat philosophisch-poietische Relevanz und<br />

Signalwirkung. Die Eros-Rede des Agathon, ein rhetorisches Glanzstück des tragischen Dichters, hält<br />

dem sokratischen Elenchos nicht stand. Und dennoch fungiert sie, wie vor allem an der Rahmung<br />

durch die Sokrates-Intermezzi deutlich wird, als ‚Aufhänger‘ für eine korrigierte, eine philosophische<br />

Darstellung des Phänomens Eros – so wie Sokrates das in seinem Diotima-Referat beschreibt.<br />

Zugleich erweist sich der in diesem Vortrag fokussierte Passus als bedeutsames Gelenkstück im<br />

Übergang von populärer, modisch-technischer Poíesis, verkörpert durch Agathon, zu einer durch Eros<br />

inspirierten philosophischen Poíesis, wie sie der Autor Platon seinen Protagonisten, den Erotiker<br />

Sokrates (re-)präsentieren lässt.<br />

12 Zum Anklang an Platonisches Ideenwissen siehe Erler, M., Platon, Basel 2007, 197; 488f.<br />

13 Siehe auch Smp. 223d, als Sokrates Agathon und Aristophanes im Ausgang des Gelages zum Eingeständnis nötigt, dass<br />

derselbe Dichter Komödien wie Tragödien verfassen könne, dazu Stern-Gillet (2007), 104-107.<br />

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