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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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dem Begriff Individuum wurde <strong>der</strong> einzelne Vertreter <strong>der</strong> menschlichen Gattung<br />

bzw. einer bestimmten Gesellschaftsformation bezeichnet. Damit sollten<br />

vor allem drei Merkmale hervorgehoben werden:<br />

– Der Mensch existiert nur als gesellschaftliches Wesen, als Angehöriger<br />

einer o<strong>der</strong> mehrerer Gruppen von Menschen.<br />

– Er ist in seiner Räumlichkeit <strong>und</strong> Zeitlichkeit begrenzt <strong>und</strong> eine einmalige<br />

Ganzheit sozialer <strong>und</strong> biologischer Eigenschaften (Individualität).<br />

– als Einzelwesen hat er eigene Bedürfnisse <strong>und</strong> Interessen <strong>und</strong> weist jeweils<br />

beson<strong>der</strong>e Merkmale auf, die durch seine konkreten Sozialisationsbedingungen<br />

geprägt werden.<br />

Individuen sind soziale Wesen. Sie eignen sich das überlieferte kulturelle<br />

Erbe auf spezifische Weise an, werden von den sozialen Verhältnissen geprägt,<br />

gehen arbeitsteilige Beziehungen ein, haben durch ihre produktive Tätigkeit<br />

Anteil an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> müssen individuell-eigene<br />

<strong>und</strong> gesellschaftliche Interessen ausgleichen.<br />

Das Individuum ist aber keineswegs nur Schnittpunkt, Resultante gesellschaftlicher<br />

Entwicklung. Die soziale Determination <strong>der</strong> Individuen lässt<br />

sich we<strong>der</strong> auf Anpassung an die gegebenen Zustände <strong>der</strong> Gesellschaft beschränken,<br />

noch können Individuen auf die Trägerschaft von sozialen Rollen<br />

reduziert werden. Sie sind nicht einfach passiv <strong>und</strong> einseitig durch die Gesellschaft<br />

geprägt, keine “Schräubchen” in einem ihnen äußeren Geschehen.<br />

Individuen steuern ihre Lebenstätigkeit mittels individuell ausgebildeter Bedürfnisse<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten. Sie vermitteln die gesellschaftlichen Bedingungen<br />

als wesentliche Determinanten ihrer Lebenstätigkeit über ihr subjektives<br />

Vermögen (vgl. Dölling 1986, S. 59).<br />

Konzeptionen, wonach Gesellschaft die einfache Summe <strong>der</strong> Individuen sei<br />

o<strong>der</strong> durch einen freiwilligen Vertragsabschluss <strong>der</strong> Individuen zustande<br />

käme, wurden abgelehnt. Die Gesellschaft ist nichts an<strong>der</strong>es als die Summe<br />

<strong>der</strong> Beziehungen, Verhältnisse, worin die Individuen zueinan<strong>der</strong> stehen (vgl.<br />

Marx 1974, S. 176). Gesellschaft wurde als Gesamtheit <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse bzw. sozialen Beziehungen begriffen, <strong>der</strong>en Charakter<br />

letztlich durch ein historisch-konkretes, einem bestimmten Entwicklungsstand<br />

<strong>der</strong> Produktivkräfte entsprechendes System <strong>der</strong> materiellen Produktionsverhältnisse<br />

geprägt wird (vgl. Assmann u. a. 1977, S. 207; vgl.<br />

Klaus/Buhr 1974, S. 473; vgl. Kosing 1985, S. 205).<br />

Wie es keine Individuen ohne Gesellschaft gibt, so kann es keine Gesellschaft<br />

ohne Individuen geben. Die sozialen Verhältnisse werden über die Tätigkeiten<br />

<strong>der</strong> Individuen realisiert <strong>und</strong> entwickelt. Gesellschaft ist kein apar-<br />

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