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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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Weiterentwicklungen dieser Methodologie unter noch stärkerer Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Selbsttätigkeit (“freie geistige Arbeit”) <strong>und</strong> des interaktionellen<br />

Lernens gehen unter an<strong>der</strong>em auf Hugo Gaudig <strong>und</strong> Otto Scheibner zurück.<br />

In ihren Konzeptionen tritt <strong>der</strong> <strong>Lehr</strong>er zwar nicht völlig aus seiner alten Rolle<br />

zurück, wandelt diese jedoch zu <strong>der</strong> eines Methodenhelfers (heute würde<br />

man dazu wohl “Coach” sagen).<br />

Die pragmatische Bildungskonzeption <strong>und</strong> die Arbeitsschulpädagogik hat<br />

ihre Orientierungskraft für die berufliche Bildung auch heute noch nicht verloren.<br />

Unübersehbar ist, dass es sich bei unserem mo<strong>der</strong>nen Bild von <strong>der</strong> vollständigen<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Lernhandlung im Gr<strong>und</strong>e um eine schon recht alte<br />

Vorstellung handelt, fast schon um eine anthropologische Konstante, wohingegen<br />

sich die heutige Berufsarbeit im Vergleich zu <strong>der</strong> vor etwa 100 <strong>Jahre</strong>n<br />

doch sehr gewandelt hat. Vergleicht man in diesem Zusammenhang beispielweise<br />

eine klassische handwerklich-künstlerische Tätigkeit mit <strong>der</strong> Überwachungsaufgabe<br />

an einem automatisierten Fertigungsprozess, dann fällt nicht<br />

nur die Mediatisierung von Aufgabeninhalten durch die heutige Computertechnik,<br />

son<strong>der</strong>n auch eine wachsende Abhängigkeit <strong>der</strong> Aufgabenbewältigung<br />

von technischen, organisatorischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> Ereignissen auf. Sicherlich hat die industrielle Arbeitsrealität<br />

vor gut 100 <strong>Jahre</strong>n ebenfalls nur sehr eingeschränkt dem idealisierten Handlungsbild<br />

des reflektierten Handwerkers entsprochen. Aber die Problematik<br />

hat sich eher noch zugespitzt: Wie kann unter den gegebenen mo<strong>der</strong>nen Bedingungen<br />

(beispielsweise: hohe stofflich-theoretische Lernanteile, starkes<br />

Anwachsen des Wissensumfangs, Einschränkung praktischer Lern- <strong>und</strong><br />

Übungschancen, Unvorhersehbarkeit von Eingriffsnotwendigkeiten <strong>und</strong> geringe<br />

Vorplanbarkeit von Eingriffen) eine die Trennung von Theorie- <strong>und</strong><br />

Praxislernen vermeidende, d. h. aufgabenorientierte <strong>Lehr</strong>-/Lernstrategie<br />

funktionieren? Und macht es – an<strong>der</strong>s herum gefragt – unter den gegebenen<br />

Bedingungen überhaupt noch Sinn, berufliche Gr<strong>und</strong>kenntnisse zu vermitteln<br />

<strong>und</strong> auf einen mehr o<strong>der</strong> weniger zufälligen <strong>und</strong> langwierigen Prozess ihrer<br />

Umsetzung in berufliches Können zu setzen, wenn es immer schwieriger<br />

wird, dieses Gr<strong>und</strong>legende <strong>und</strong> Dauerhafte in Berufen inhaltlich zu bestimmen?<br />

Im Kapitel 4.3 werden wir auf diese Fragen zurückkommen.<br />

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