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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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stimmen das Bild ebenso wie das Bemühen, Lernen nicht um seiner selbst<br />

willen in Angriff zu nehmen, son<strong>der</strong>n um praktisch <strong>und</strong> folgenreich den eigenen<br />

Alltag zu verän<strong>der</strong>n, sich nicht nur ‚an Politik zu beteiligen’, son<strong>der</strong>n im<br />

eigenen Handlungsbereich ‚selber Politik zu machen’” – so eine Charakterisierung<br />

des Lernens in Initiativen aus den <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong>n (Heger 1986, S. 309).<br />

“Das Leben” als Referenzsystem für sinnvolle Bildungsprozesse ist eine alte<br />

For<strong>der</strong>ung – vom “Non scholae ...” <strong>der</strong> Gymnasiumseingänge bis zur bürgerlichen<br />

Jugendbewegung, die aus eben diesen Toren hinaus in die Natur als<br />

Ort des eigentlichen Lebens zog. In unserem Zeithorizont wäre wie<strong>der</strong>um zu<br />

unterscheiden zwischen bildungspolitischen Sichtweisen, in denen die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

mo<strong>der</strong>ner Produktion <strong>und</strong> Dienstleistungen einem veralteten<br />

“Buchwissen” gegenübergestellt werden, <strong>und</strong> den Anfor<strong>der</strong>ungen einer gesellschaftlich<br />

sich einmischenden Praxis. “Wirklichkeitsnah, eingreifend<br />

<strong>und</strong> handelnd” (Heger 1986, S. 307) soll das Lernen zu den wirklich wichtigen<br />

Fragen sein. Dieser emphatische Praxisbegriff enthielt zugleich Anklänge<br />

an kollektives Handeln, Solidarität <strong>und</strong> Demokratisierung.<br />

Dass sich eine solche Kritik zwischen <strong>der</strong> “Abschaffung” <strong>und</strong> <strong>der</strong> “Universalisierung”<br />

von Bildungsinstitutionen zwischen allerlei Fallgruben bewegt,<br />

war bereits damaligen Autoren <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong> bewusst (Dauber/Verne<br />

1976 b). Die Gefahren einer “Verpädagogisierung” aller Lebensbereiche<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> “Allgegenwärtigkeit einer Lern-Welt” sollten gebannt werden, indem<br />

Erwachsenenbildung sich von den nichttechnokratischen “an<strong>der</strong>en<br />

Träumen” <strong>der</strong> Fortschrittskritiker leiten lassen <strong>und</strong> “pädagogische Un-Ordnungen”<br />

zulassen solle (Heger 1986, S. 305-307).<br />

Doch viele <strong>der</strong> Praxis- <strong>und</strong> Politikfel<strong>der</strong>, an denen Lernen sich orientieren<br />

sollte, haben sich radikal verän<strong>der</strong>t: z. B. in den Konzeptionen gewerkschaftlicher<br />

Bildung weg von <strong>der</strong> Erzeugung <strong>und</strong> Orientierung eines kollektiven<br />

proletarischen Gegensubjekts hin zu Vorstellungen eines kooperativen<br />

Co-Managements, z. B. in Stadtteil-Bürgerinitiativen, die in <strong>der</strong> Gegenwart<br />

eher einem reformerischen Mitgestaltungs- als einem umfassenden Wi<strong>der</strong>standskonzept<br />

folgen.<br />

Der Versuch, Lernerträge als “Abfallprodukt <strong>der</strong> Aktion” anzusehen (Giesecke<br />

1970, S. 23), war stets von <strong>der</strong> Skepsis begleitet, ob <strong>der</strong> Zeitrhythmus solchen<br />

Lernens ausreichend Platz für Reflexion, Distanz <strong>und</strong> auch die Option<br />

biete, etwas unterlassen zu können: Praxisbezug in <strong>der</strong> Gestalt eines akuten<br />

Problem- <strong>und</strong> Konfliktbezugs ist notwendig von Handlungsdruck <strong>und</strong> Atemlosigkeit<br />

begleitet. Der “Ernstfall” des aktuellen Problems produziert – so<br />

die leitende Idee – nicht nur Zeitdruck, son<strong>der</strong>n auch eine spezifische Qualität<br />

<strong>der</strong> Lernprozesse. Soweit ein Gesellschaftsbild zugr<strong>und</strong>e liegt, das von<br />

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