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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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fachung entsprechen<strong>der</strong> marxscher Gedankengänge ist. Da das einzelne Kapital<br />

bemüht ist, die faux frais abzuwälzen, ruft es nach dem Staat, <strong>der</strong> möglichst<br />

viele Bereiche <strong>der</strong> Produktion <strong>und</strong> Reproduktion, also <strong>der</strong> Qualifikation<br />

<strong>der</strong> Arbeitskräfte übernehmen soll, <strong>und</strong> zwar vor allem diejenigen Bestandteile<br />

des Qualifizierungsbedarfs, die hohen Allgemeinheitsgrad haben.<br />

Mit letzterer Feststellung ist unseres Erachtens zwar die Funktion <strong>der</strong> so genannten<br />

“Schlüsselqualifikationen” im Gr<strong>und</strong>e richtig beschrieben. Dass<br />

Axmachers Darlegung dennoch so wenig realitätsbezogen erscheint, liegt<br />

daran, dass er sie mit herausgegriffenen Zitaten aus dem ersten Band des “Kapital”<br />

(<strong>der</strong> “Das Kapital im Allgemeinen” behandelt <strong>und</strong> nicht die entfaltete<br />

kapitalistische Gesellschaft, <strong>und</strong> <strong>der</strong> dieses Abstraktionsniveau gerade dort<br />

betont, wo “<strong>der</strong> Kapitalist” als “Charaktermaske” auftritt) allein aus dem<br />

Ausbeutungsinteresse “des Kapitals” begreift. Dieses Vorgehen hat eine<br />

doppelte Folge. Zum einen wird die neue Situation nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> dritten technologischen Revolution nicht erfasst, die von einem<br />

ständig rascher werdenden Wandel <strong>der</strong> Technologien bestimmt ist <strong>und</strong><br />

daher das erwartete Qualifikationsniveau innerhalb eines Arbeitslebens<br />

mehrfach umwälzt. Das Kapital in seinem Mehrwerthunger bleibt sich nach<br />

Axmacher immer gleich, auch wenn an die Stelle <strong>der</strong> Qualifizierung <strong>der</strong> Arbeitskraft<br />

auf wechselnde Verwendungssituationen die Ausbildung zur<br />

“Kompetenz, sich selbsttätig regulierend an immer neuen Verwendungssituationen<br />

zu orientieren”, tritt (Axmacher 1974, S. 74), ein reiner Formwandel,<br />

<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Sache im Prinzip nichts än<strong>der</strong>t. Zum an<strong>der</strong>en wird Erwachsenenbildung<br />

auf die Fortbildung kapitalistisch verwertbarer Qualifikation reduziert.<br />

Sie hat kein Eigenleben <strong>und</strong> keine Binnendifferenzierung, jedenfalls<br />

keine, die auf <strong>der</strong> abstrakt-theoretischen Ebene erwogen werden müsste. Erwachsenenbildung<br />

dient dem Kapital, basta. Wi<strong>der</strong>streitende Interessen neben<br />

<strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legenden Klassenauseinan<strong>der</strong>setzung kommen nur als Konkurrenz<br />

zwischen verschiedenen “Kapitalen” vor. Die marxsche Versuchsanordnung<br />

– hier die Charaktermaske des Kapitalisten, da <strong>der</strong> Proletarier – wird<br />

für bare Münze genommen.<br />

Das heißt weiter: Es gibt für Axmacher kein Interesse an Bildung, we<strong>der</strong> bei<br />

den Kapitalisten noch bei den Erwachsenenbildungs-Akteuren noch bei den<br />

Rezipienten. Die sich fortbildenden Menschen kommen bei ihm einfach<br />

nicht vor, es sei denn als ausgebeutete Arbeitskräfte. Axmacher kennt keine<br />

Lust an Erkenntnis, <strong>und</strong> er beklagt auch nicht etwa die geringe Bildungsmotivation<br />

<strong>der</strong> Arbeiter. Sie haben ja ohnehin nichts davon, wenn sie etwas lernen.<br />

Axmachers Sicht <strong>der</strong> kommenden Entwicklung ist pessimistisch. Wenn<br />

die Arbeiter sich fortbilden, sind sie sowohl Opfer eines Verblendungszusammenhangs<br />

als auch infolge ihrer zusätzlichen Ausbildung Opfer verschärfter<br />

Ausbeutung. Axmacher nimmt ein Bild von Hans Paul Bahrdt auf<br />

<strong>und</strong> wi<strong>der</strong>spricht ihm: Erwachsenenbildung sei nicht mehr einer langsam<br />

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