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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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praktiziert wurden. Lutz von Wer<strong>der</strong> subsumierte darunter Erwachsenenbildung<br />

in Bürgerinitativen <strong>und</strong> Jugendfreizeitheimen (von Wer<strong>der</strong> 1979,<br />

1980). Auch an<strong>der</strong>e Vertreter genuin alternativer Bildungsarbeit operierten<br />

mit dem Begriff Lernort: “Lernprozesse in Bürgerinitiativen stabilisieren<br />

(...), das heißt, die Bürgerinitiativen als Lernorte erhalten.” (Meyerholz<br />

1982, S. 268). Sie vertraten dabei das Prinzip, “an den Alltagserfahrungen<br />

<strong>der</strong> Betroffenen” anzuknüpfen (Meyerholz 1982, S. 268). Solche Ansätze<br />

wurden auch “lebensweltorientiert” genannt, <strong>und</strong> die Perspektive des “Aufsuchens”<br />

<strong>und</strong> “Abholens” von Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnen verband<br />

sich darin mit Lernorten, die einen Lerngegenstand repräsentierten: “Lebensorte”<br />

konnten zu Lernorten werden, allen voran <strong>der</strong> Stadtteil <strong>und</strong> <strong>der</strong> Betrieb:<br />

“Es geht ... darum, Bildungsarbeit nicht im von <strong>der</strong> Wirklichkeit abgeson<strong>der</strong>ten<br />

pädagogischen Ghetto stattfinden zu lassen, son<strong>der</strong>n mit den Angeboten<br />

dorthin zu gehen, wo soziale Konflikte existieren <strong>und</strong> ausgetragen<br />

werden.” (Landesarbeitsgemeinschaft … 1982, S. 3 f.)<br />

Die achtziger <strong>Jahre</strong> verstärkten die Entwicklung zu alternativen Lernorten<br />

weiter, unter an<strong>der</strong>em durch die “Grabe wo du stehst”-Bewegung, die ihre<br />

Themen vor <strong>der</strong> Haustür suchte <strong>und</strong> bewusst Laien am Prozess des Forschens<br />

beteiligte. Geschichtswerkstätten stützten sich auf das Erfahrungswissen <strong>der</strong><br />

Älteren; ihre Initiatoren brachten wissenschaftliches <strong>und</strong> Alltagswissen in<br />

einen Dialog, aus dem Ausstellungen, Bücher <strong>und</strong> auch Radiosendungen hervorgingen.<br />

Daneben erlebten “Erzählcafés”, etwa in Altenheimen o<strong>der</strong> Frauenzentren,<br />

eine Blüte. Nicht zuletzt wurden ökologische <strong>Lernkonzepte</strong> mit<br />

realen Orten verb<strong>und</strong>en: “Die Teilnehmenden suchen ein reales Umfeld, in<br />

dem sie sich ‚echt’ positionieren können <strong>und</strong> in dem die Lerngegenstände<br />

auch im praktischen Sinn ‚begreiflich’ werden. Der LernOrt ist ein Kontext,<br />

in dem sich Aneignung realisiert.” (Beyersdorf 2000, S. 15) Der Nahbereich<br />

versprach eine unkomplizierte Ansprache <strong>der</strong> Teilnehmer(innen) <strong>und</strong> einen<br />

Übergang vom Lernen zum Handeln, etwa bei <strong>der</strong> Herstellung einer Stadteilzeitung<br />

(Noll/Blumbach/Goldmann 1984, S. 74 ff.). Insofern sind die Grenzen<br />

zum Prinzip Handlungsorientierung durchaus fließend.<br />

Die Protagonisten <strong>der</strong> “Alltagswende” hatten sich zum Ziel gesetzt, Lebenswissen<br />

<strong>und</strong> Alltagssituationen als gleichwertige Bildungsgüter neben die traditionellen<br />

Wissensbestände zu stellen. Der Bezug auf den Alltag meinte<br />

auch die Orientierung an den Problemen <strong>der</strong> Mehrheit, von <strong>der</strong>en Lösung<br />

schließlich die gesellschaftliche Zukunft – Frieden, Umgang mit <strong>der</strong> Natur,<br />

gerechte Verteilung – abhing: “Deshalb ist die For<strong>der</strong>ung nach erfahrungsorientiertem<br />

Lernen auch zu einer Zeit wie<strong>der</strong> laut geworden, in <strong>der</strong> zugleich<br />

Probleme <strong>der</strong> Zukunftsgestaltung wie <strong>der</strong> Vernachlässigung bestimmter<br />

Gruppen <strong>der</strong> Gesellschaft bewusst werden.” (Schlutz 1982 a, S. 217)<br />

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