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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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Der weltanschauliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Pluralismus galt in manchen<br />

Diskussionsbeiträgen nur als eine die gesellschaftlichen Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>und</strong><br />

politischen Gegensätze verschleiernde Ideologie. So schrieben Kadelbach<br />

<strong>und</strong> Weick in einem einflussreichen Statement 1973: “Der Pluralismus hat<br />

sich als herrschaftsstabilisierendes ideologisches Instrument erwiesen; in<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbildung wäre die Funktion dieser Ideologie zu untersuchen.<br />

(...) Der Pluralismus als herrschaftsstabilisierende Ideologie muss daher von<br />

einem pluralen Aufgabenverständnis, das ein differenziertes Bildungsangebot<br />

ermöglichen soll, unterschieden werden.” (Kadelbach/Weick 1973,<br />

S. 20) Parteilichkeit bezog sich auf das Gesamte, die Totalität <strong>und</strong> darf insofern<br />

nicht umstandslos mit dem Ziel <strong>der</strong> Emanzipation identifiziert werden.<br />

Solange die Selbstverständigungsbemühungen <strong>und</strong> Praxen <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

in großen Teilen einem hegemonialen Klima <strong>der</strong> Politisierung<br />

gefolgt sind, relativierte dies deutlich die Bemühungen um eigene professionelle<br />

Handlungsstandards: Politische Projekte, politische Aktion <strong>und</strong> Erwachsenenlernen<br />

wurden tendenziell miteinan<strong>der</strong> identifiziert, die Logik <strong>der</strong><br />

Erwachsenenbildung <strong>und</strong> die damit errungenen Handlungskompetenzen infolgedessen<br />

<strong>der</strong> politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Logik untergeordnet.<br />

2.13 Zusammenfassung<br />

Die hier vorgestellten Prinzipien verkörpern <strong>und</strong> verklammern politische<br />

<strong>und</strong> pädagogische Ideen, professionelle Entwicklungen <strong>und</strong> die Praxis <strong>der</strong><br />

<strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong>. Dabei kann man für die genannten Dekaden gewiss auch<br />

Unterschiede <strong>und</strong> Beson<strong>der</strong>heiten identifizieren. Parteilichkeitspostulate,<br />

Entschulungsdebatten, Sozialraum- <strong>und</strong> Arbeitsweltbezüge <strong>und</strong> Totalitätsansprüche,<br />

wie sie zum Teil auch zunächst in dem Konzept des exemplarischen<br />

Lernens favorisiert wurden, kennzeichnen eher die <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong>. In den<br />

<strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong>n weicht die dominierende Überwölbung <strong>der</strong> Bildungspraxis durch<br />

das Politische bzw. die scheinbar wissenschaftlich gesicherten Inhalte allmählich<br />

einer neuen Sensibilität für den Eigensinn <strong>der</strong> Teilnehmenden wie<br />

des pädagogisch notwendigen Interaktionsvorgangs. Das drückt sich u. a. in<br />

einem wachsenden Interesse an Methoden <strong>und</strong> Verfahren aus. Interpretationen<br />

<strong>und</strong> Praxisformen verlagern sich, nachvollziehbar etwa bei <strong>der</strong> Handlungsorientierung:<br />

Wurde hier anfänglich eine unmittelbare Hinwendung zu<br />

einer bestimmten Handlungsoption betrieben, so modifizierte sich das Verständnis<br />

zu einer Animation öffentlichen Handelns schlechthin <strong>und</strong> präzisierte<br />

sich dann im Gebot, selbsttätige <strong>und</strong> praktische Momente im Lernprozess<br />

zu verankern: eine allmähliche Dezentrierung <strong>der</strong> Auffassungen <strong>und</strong> ihrer<br />

realen Ausformungen von einem primär inhaltsbezogenen Verständnis zu<br />

einer diskursiven <strong>und</strong> interaktionssensiblen Interpretation <strong>und</strong> Praxis.<br />

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