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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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Dieses Programm versteht sich als Bestandteil einer Reform des Gemeinwesens<br />

insgesamt. Wesentlich ist dabei die Aufhebung <strong>der</strong> Trennung von Kultur<br />

<strong>und</strong> Arbeit, um auch den Arbeitern die Teilhabe an <strong>der</strong> Kultur zu ermöglichen.<br />

Die Familie soll in dieses Programm des lebenslangen Lernens eingeschlossen<br />

sein; alle Familien weltweit müssen daher materiell <strong>und</strong> kulturell<br />

in die Lage versetzt werden, ihrer Erziehungsaufgabe nachzukommen. Das<br />

bedeutet die Verpflichtung an die Staaten, ihre Bürger von Armut zu befreien.<br />

Kulturelle Einrichtungen müssen in ausreichen<strong>der</strong> Zahl eingerichtet werden<br />

<strong>und</strong> je<strong>der</strong>mann zugänglich sein.<br />

Dieser idealistische <strong>und</strong> utopische Entwurf hat in Deutschland zwar die Diskussion<br />

beeinflusst, aber wenig Anhänger gef<strong>und</strong>en. Tatsächlich scheint in<br />

<strong>der</strong> Studie ein illusionäres Staats- <strong>und</strong> Gesellschaftsbild vorzuherrschen, das<br />

we<strong>der</strong> nach den Gründen dafür fragt, warum die scheinbar selbstverständliche<br />

Teilhabe aller an <strong>der</strong> Kultur nicht verwirklicht ist, noch nach den Gründen<br />

des konstatierten raschen Wandels. Wenn die Unesco auch vor den gesellschaftlichen<br />

Unterschieden nicht die Augen verschloss (in vielen Län<strong>der</strong>n<br />

sei Alphabetisierung die aktuelle Aufgabe <strong>der</strong> Erwachsenenbildung), so<br />

ist Adressat des Programms doch “<strong>der</strong> Mensch”. Die Unesco versteht dieses<br />

idealistische Bild vom Menschen als Vorgriff auf einen zu erreichenden Zustand<br />

<strong>der</strong> Weltgesellschaft, <strong>und</strong> Erwachsenenbildung soll die die Menschen<br />

bisher noch trennenden Unterschiede ausgleichen helfen.<br />

Auch in Deutschland markiert die <strong>Jahre</strong>szahl 1970 einen Neuanfang, mindestens<br />

den Beginn einer neuen Ära <strong>der</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis <strong>der</strong> Erwachsenenbildung.<br />

Nachdem im <strong>Jahre</strong> 1965 Georg Picht den aktuellen “Bildungsnotstand”<br />

<strong>und</strong> die drohende “Bildungskatastrophe” an die Wand gemalt hatte,<br />

nachdem die Studentenbewegung “den Muff von tausend <strong>Jahre</strong>n” unter den<br />

Talaren <strong>der</strong> Professoren zu vertreiben versucht <strong>und</strong> die erste große Wirtschaftskrise<br />

<strong>der</strong> <strong>Jahre</strong> 1966/67 das Ende des Wirtschaftsw<strong>und</strong>ers eingeläutet<br />

hatten, begann ein Prozess des Nachdenkens, <strong>der</strong> in den <strong>Jahre</strong>n 1969/70 zu organisatorischen<br />

Versuchen einer Neuordnung <strong>und</strong> Begründung des Erwachsenenbildungswesens<br />

führte.<br />

Der gesamte Bildungsbereich ist nach dem Gr<strong>und</strong>gesetz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland (Art. 30, 70-75 GG) Län<strong>der</strong>sache. Unterschiedliche Vorgaben<br />

<strong>der</strong> Besatzungsmächte (etwa auf dem Gebiet <strong>der</strong> an den Schulen zu lehrenden<br />

Sprachen) waren <strong>der</strong> eigentliche Gr<strong>und</strong> für die Verhin<strong>der</strong>ung einer b<strong>und</strong>eseinheitlichen<br />

Kultus- <strong>und</strong> Bildungskompetenz. Die seit 1949 bestehende<br />

Ständige Kultusministerkonferenz hatte wenig mehr Befugnisse als die Festlegung<br />

<strong>der</strong> Ferienzeiten. 1965 wurde aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Warnungen von Georg<br />

Picht <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Deutsche Bildungsrat gegründet, <strong>der</strong> ohne direkte<br />

Machtbefugnisse die Diskussion um Bildung beratend beeinflusste <strong>und</strong> im<br />

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