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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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thetisches Urteil) nicht nur vermittelt, angeeignet o<strong>der</strong> erinnert, son<strong>der</strong>n<br />

auch diskursiv entwickelt wird – aus zunächst privaten Themen können öffentliche<br />

Anliegen entstehen.<br />

Wie kommen aber Wissensbedarfe zustande, wer definiert sie? In erweiterter<br />

Form kann man – das bestätigen unsere historischen Längsschnittanalysen –<br />

die allgemeine Erwachsenenbildung als Suchbewegung interpretieren, die in<br />

<strong>der</strong> Lage ist, Wissen zu adaptieren, zu bündeln <strong>und</strong> zu verteilen. Die von uns in<br />

erstaunlichem Ausmaß vorgef<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> breit diskutierte “Ganzheitlichkeit”<br />

ist das Beispiel eines speziellen neuen Wissens, das vordem im Inhaltskanon<br />

<strong>der</strong> Weiterbildung so nicht vorgef<strong>und</strong>en werden konnte <strong>und</strong> offenbar im Kontext<br />

von Kontingenzerfahrungen, Enttraditionalisierung <strong>und</strong> Individualisierungsvorgängen<br />

ein junges gesellschaftliches Bedürfnis repräsentiert.<br />

Auch wird heute eine Annäherung von Qualifikationslernen <strong>und</strong> Identitätslernen<br />

(Arnold 1995, S. 23) <strong>und</strong> damit eine immer stärkere Konvergenz von<br />

Themen <strong>und</strong> Inhalten festgestellt, so dass analog zu den Schlüsselqualifikationen<br />

von gemeinsamen Schlüsselproblemen (Faulstich/Zeuner 1999,<br />

S. 58 f.) gesprochen wird. Die Grenzen <strong>der</strong> traditionellen Inhaltsbereiche <strong>und</strong><br />

Wissensgebiete scheinen zu verschwimmen.<br />

Wie immer man diese Tendenzen im Einzelnen beurteilen mag – gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

bleibt die Frage, wer die gesellschaftlichen Prioritäten für bestimmte<br />

Lernfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> Inhalte steuert, welches Regime sich durchsetzt: Ist es <strong>der</strong> anonyme<br />

Standortbehauptungsprozess <strong>und</strong> ein dadurch präformierter Markt,<br />

ist es eine in Bildungsfragen sensible <strong>und</strong> sozial verantwortliche Politik, sind<br />

es die Institutionen o<strong>der</strong> sind es soziale Bewegungen <strong>und</strong> Teilnehmende?<br />

Werden die Fragen <strong>der</strong> Beruflichkeit, <strong>der</strong> Reproduktion <strong>und</strong> <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Angelegenheiten in gleicher Weise <strong>und</strong> in gleichem Umfang berücksichtigt?<br />

Nachdem die <strong>Lernkonzepte</strong> <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong> sich auch einer demokratischen<br />

Basisbewegung verdankten, die Inhalte <strong>und</strong> Lernfel<strong>der</strong> stark bestimmte,<br />

so irritiert <strong>und</strong> provoziert heute viele professionell Beteiligte <strong>der</strong><br />

ständig beschworene stumme Zwang <strong>der</strong> globalen Verhältnisse.<br />

4.2 Institutionen <strong>und</strong> Orte<br />

Auffälligstes Merkmal im Hinblick auf die Bildungsinstitutionen ist ihre<br />

Öffnung <strong>und</strong> Auffächerung: Von größter Selbstverständlichkeit ist inzwischen<br />

die Einsicht, dass wirksame <strong>und</strong> nachhaltige Lernprozesse durch den<br />

reflektierten Wechsel von Lernumgebungen unterstützt werden <strong>und</strong> dass<br />

eine vielfältige “Landschaft” von Institutionen mehr Vor- als Nachteile hat.<br />

Den sozialen Raum <strong>und</strong> seine “Lernprovokationen” mitzunutzen, auf die<br />

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