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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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5 Das Konzept <strong>der</strong> allseitig entwickelten<br />

Persönlichkeit<br />

5.1 Begriff Persönlichkeit<br />

Bis zu den <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong>n waren vor allem die philosophischen Gr<strong>und</strong>positionen<br />

zur Persönlichkeit entwickelt worden. Der Schwerpunkt lag einerseits auf<br />

dem Maß des aktiven Einwirkens <strong>der</strong> Persönlichkeit auf die Gesellschaft <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>erseits auf <strong>der</strong> Determination <strong>der</strong> Persönlichkeit durch die Gesellschaft<br />

(vgl. Stiehler 1978, S. 1). In den <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong>n wurden umfangreiche<br />

<strong>und</strong> differenzierte Untersuchungen zur Persönlichkeit aus <strong>der</strong> Perspektive<br />

unterschiedlicher Sozialwissenschaften vorgelegt. Die Forschungen erfuhren<br />

eine Erweiterung <strong>und</strong> Präzisierung in <strong>der</strong> Philosophie (Röhr 1979), <strong>der</strong><br />

Soziologie (Kretzschmar 1985) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kulturtheorie (Dölling 1986). Die<br />

Arbeit des Franzosen Séve “Marxismus <strong>und</strong> Theorie <strong>der</strong> Persönlichkeit”<br />

(1972) steht für wachsende Bemühungen, die Rolle des Subjekts in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

genauer zu bestimmen. Letztlich ging es um das Mobilisierungspotential<br />

individueller Tätigkeiten <strong>und</strong> um neue subjektive Triebkräfte <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Entwicklung.<br />

Mit dem Begriff Persönlichkeit wurden auch Qualitätsansprüche an den Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Erziehungsprozess formuliert. Die Soziologie plädierte für mehr<br />

Realitätsnähe in <strong>der</strong> Forschung, das hieß vor allem die empirischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>der</strong> Sozialwissenschaften zu stärken. Untersuchungen zur Persönlichkeitsentwicklung<br />

seien im sozialstrukturellen Diskurs zu verankern, um <strong>der</strong>en<br />

reale Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit, Konflikthaftigkeit <strong>und</strong> Eigengesetzlichkeit<br />

sichtbar zu machen. Anliegen war es dabei auch, keine übertriebenen<br />

Maßstäbe <strong>und</strong> überzogenen Erwartungen an das Verhalten <strong>der</strong> Individuen zu<br />

stellen (vgl. Kretzschmar 1985, S. 14 ff.). Die soziologische Forschung<br />

musste sich <strong>der</strong> schwierigen Frage <strong>der</strong> Wechselbeziehung von Persönlichkeit,<br />

Individuum <strong>und</strong> Klasse stellen, die bislang weitestgehend ausgespart<br />

blieb. An<strong>der</strong>erseits wurde aber mit Blick auf die pädagogische Perspektive<br />

die Eigengesetzlichkeit von Persönlichkeitsentwicklung unterstrichen, da<br />

ansonsten die Eigenentwicklung <strong>und</strong> Selbsterziehung unterbelichtet bliebe<br />

(vgl. Kretzschmar 1985, S. 17).<br />

Aus <strong>der</strong> philosophischen Perspektive wurde hervorgehoben, dass die Persönlichkeit<br />

nicht lediglich als bloße Wi<strong>der</strong>spiegelung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse anzusehen sei, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong>en aktive Aneignung durch die Tätigkeit<br />

<strong>der</strong> Individuen bedarf (vgl. Röhr 1979, S. 8 ff.; vgl. Kretzschmar<br />

1985, S. 17). “Die Kategorie ‘Aneignung’ kennzeichnet die Gesamtheit <strong>der</strong><br />

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