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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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orientierung die Distanz zur Wissenschaft weiter verstärkten <strong>und</strong> die Fragen<br />

des Wissens einer professionellen Reflexion entzögen (Nolda 2001, S. 106).<br />

Angesichts <strong>der</strong> Bedeutung, die die Wissensformel z. B. im Kontext <strong>der</strong> Diskussionen<br />

um die Wissensgesellschaft wie<strong>der</strong> gewonnen hat, sind solche<br />

Einwände ernst zu nehmen.<br />

Das Lern- <strong>und</strong> Aneignungsverhalten von Individuen wird allerdings schon<br />

länger nicht mehr nur als Abbildung eines weltanschaulich o<strong>der</strong> wissenschaftlich<br />

verbürgten Wissens o<strong>der</strong> etwa eines umfassenden Kanons thematisiert.<br />

Wir gehen davon aus, dass auch an<strong>der</strong>e Teilnahmemotive als <strong>der</strong> reine<br />

Wunsch nach Wissenserwerb an <strong>der</strong> Auswahl von Veranstaltungen <strong>und</strong> im<br />

Lernarrangement wirksam <strong>und</strong> legitim sind. Teilnehmende bringen sozial<br />

<strong>und</strong> kulturell unterschiedlich codierte Lern- <strong>und</strong> Denkstile mit, die an <strong>der</strong> Erarbeitung<br />

<strong>und</strong> Konstitution von Wissen beteiligt sind.<br />

Und soweit es um die Relativierung von Wissenschaftswissen geht: Wir haben<br />

es zu Beginn des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts nicht nur mit einer quantitativen Explosion<br />

des Wissens, son<strong>der</strong>n auch mit einer Pluralisierung von Wissen <strong>und</strong><br />

Wissensformen zu tun, die das didaktische Geschäft <strong>der</strong> Auswahl <strong>und</strong> Aufbereitung<br />

von Wissen erheblich kompliziert haben. Das Alltagsexpertentum<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer muss in eine Beziehung zum wissenschaftlichen Expertenwissen<br />

gesetzt werden, das aber selber längst den Anschein von Eindeutigkeit<br />

aufgegeben hat. Perspektiven persönlicher wie inhaltlicher Art werden<br />

gegeneinan<strong>der</strong> gehalten, werden ineinan<strong>der</strong> übersetzt <strong>und</strong> relationiert. Die<br />

<strong>Lernkonzepte</strong> <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong> haben, insofern sie sich auf “alternative”<br />

Expertenschaften <strong>und</strong> die Erkenntnismöglichkeiten “umfassen<strong>der</strong>”, weil<br />

“ganzheitlicher” Settings stützten, daran mitgewirkt, diesen Pluralismus ins<br />

Bewusstsein aller Akteure zu heben <strong>und</strong> Teilnehmende zur diskursiven Artikulation<br />

konkurrieren<strong>der</strong> Wissensbestände zu ermutigen. Nicht um bloßen<br />

Wissenstransfer kann es demnach gehen in Bildungsveranstaltungen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Lernsettings – ohne ein Moment des Austauschs über Wissensformen<br />

<strong>und</strong> metakommunikative Reflexivität sind bildende Prozesse zunehmend <strong>und</strong>enkbar.<br />

Die mit solchen Konkurrenzen verb<strong>und</strong>enen Ungewissheiten <strong>und</strong><br />

eigenen Suchbewegungen allerdings haben die Weiterbildner(innen) <strong>der</strong><br />

<strong>70er</strong>- <strong>und</strong> <strong>80er</strong>-<strong>Jahre</strong>-Kohorte nicht theoretisch, son<strong>der</strong>n “by doing” kennen<br />

<strong>und</strong> aushalten gelernt.<br />

Für ein Bewusstsein dieser Komplexität haben wir in unserer Expert(inn)en-Befragung<br />

<strong>und</strong> in den Veranstaltungsankündigungen viele Anzeichen<br />

gef<strong>und</strong>en, z. B. in <strong>der</strong> Hervorhebung von Dialog <strong>und</strong> Kommunikation.<br />

Erwachsenenbildung kann als eine spezielle “kleine Form <strong>der</strong> Öffentlichkeit”<br />

beschrieben werden, in <strong>der</strong> nach den eigenen professionellen Regeln<br />

Wissen (als Erfahrungswissen, Normwissen, wissenschaftliches Wissen, äs-<br />

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