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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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4 Kategorisierungen<br />

Im programmatischen Einleitungsaufsatz zu seiner Textsammlung “Begründungen<br />

gegenwärtiger Erwachsenenbildung” stellt Horst Siebert fest, dass<br />

“bis in die 60er <strong>Jahre</strong>” hinein Konsens darüber bestanden habe, dass Erwachsenenbildung<br />

“<strong>der</strong> Mündigkeit des Einzelnen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Demokratisierung <strong>der</strong><br />

Gesellschaft dient, dass <strong>der</strong> technische <strong>und</strong> soziale Wandel eine permanente<br />

Weiterbildung zur Überlebensnotwendigkeit macht”. (Es fällt auf, dass die<br />

beiden Nebensätze asyndetisch nebeneinan<strong>der</strong> stehen; wie sich die beiden<br />

Gr<strong>und</strong>überzeugungen zueinan<strong>der</strong> verhalten wird nicht untersucht.) Konfessionelle,<br />

gewerkschaftliche <strong>und</strong> an den VHS betriebene Erwachsenenbildung<br />

konnten sich auf einen gemeinsamen Nenner einigen, <strong>der</strong> etwa im Gutachten<br />

des Deutschen Ausschusses für das Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungswesen<br />

von 1959 verwirklicht war. Heute dagegen gebe es “eine verwirrende Vielfalt”<br />

von Theorieansätzen, die zumeist nicht aus <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

erwüchsen, son<strong>der</strong>n von den Hochschulen kämen. Es entstehe fast<br />

<strong>der</strong> Eindruck, “als seien die Mitarbeiter <strong>der</strong> Erwachsenenbildung an diesen<br />

Diskussionen über das Aufgabenverständnis ihrer Bildungsarbeit kaum beteiligt.”<br />

(Dies <strong>und</strong> die folgenden Zitate aus: Siebert 1977, S. 12-30) Siebert<br />

macht sich anheischig, Ordnung in diese verwirrende Vielfalt zu bringen, vor<br />

allem in Hinblick auf die Interessen <strong>der</strong> Praktiker.<br />

Folgende hauptsächlichen Theorieansätze muss man nach Siebert unterscheiden:<br />

Personalistische Konzeptionen<br />

Diese seien bis in die 60er <strong>Jahre</strong> hinein führend gewesen. Ihre Begründung erfolge<br />

aus <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> deutschen idealistischen Philosophie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufklärung,<br />

aber auch <strong>der</strong> Romantik. Politisch seien sie dem Liberalismus <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

bürgerlichen Emanzipationsbewegung des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts verpflichtet <strong>und</strong><br />

pädagogisch <strong>der</strong> neuhumanistischen Bildungstheorie. Nach dieser Theorie sei<br />

Erwachsenenbildung nötig, weil “die Entfaltung <strong>der</strong> intellektuellen, emotionalen,<br />

ethischen <strong>und</strong> ästhetischen Kräfte <strong>der</strong> Persönlichkeit mit <strong>der</strong> Schulbildung<br />

nicht abgeschlossen sind, da sich bestimmte Kultur- <strong>und</strong> Bildungsgüter<br />

erst dem Erwachsenen, erschließen.” Bildungsinhalte sind Kenntnisse <strong>und</strong><br />

Fertigkeiten, die als Gegengewicht zu den beruflichen, utilitaristischen Notwendigkeiten<br />

den Alltag verschönern <strong>und</strong> kulturvoll gestalten. Typische Didaktikform<br />

sei das “gebildete Gespräch”. Diese – zurzeit theoretisch nicht<br />

mehr aktuelle – Begründung von Erwachsenenbildung sei immer noch praktisch<br />

wirksam, <strong>und</strong> zwar nicht nur in <strong>der</strong> Praxis älterer Mitarbeiter. Sie berühre<br />

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