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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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Gesellschaftliche <strong>und</strong> individuelle Bedürfnisse, gesellschaftliches <strong>und</strong> individuelles<br />

Bewusstsein, gesellschaftliche Handlungspotenzen <strong>und</strong> individuelle<br />

Handlungsvoraussetzungen, gesellschaftliche For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> individuelle<br />

Interessen sind unter keinen Umständen deckungsgleich. In ihrer Tätigkeit<br />

gehen die Individuen zunächst immer von sich aus, von ihren Bedürfnissen<br />

<strong>und</strong> Interessen, die aber selbst durch die vorgef<strong>und</strong>enen natürlichen<br />

Bedingungen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Interessen bestimmt sind. Individuen<br />

bilden eigene, individuelle Interessen aus. Individuelle Interessen sind für<br />

die Gesellschaft stets von Bedeutung, weil sie dem sozialen Handeln <strong>der</strong> Individuen<br />

zu Gr<strong>und</strong>e liegen. Es ist nicht nur unvertretbar, die individuellen Interessen<br />

in gesellschaftlichen untergehen zu lassen, son<strong>der</strong>n es ist auch unmöglich,<br />

so Stiehler 1978 (vgl. Stiehler 1978, S. 66).<br />

Interessen besitzen gr<strong>und</strong>legende Funktion für die Tätigkeitsorientierung<br />

<strong>der</strong> Individuen, da sie unmittelbar die aus den Lebensbedingungen resultierenden<br />

Tätigkeitsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Möglichkeiten erfassen. Interessen<br />

bringen die Gerichtetheit des Menschen auf bestimmte Objekte, Vorgänge,<br />

Tätigkeiten, Ziele usw. zum Ausdruck, zu denen er sich in einem positiven<br />

emotionalen Verhältnis befindet (vgl. Kosing 1985, S. 259). Jede Tätigkeit<br />

<strong>der</strong> Individuen dient letztlich <strong>der</strong> Sicherung <strong>und</strong> Entwicklung ihrer Reproduktionsbedürfnisse.<br />

Interessen ergeben sich aus <strong>der</strong> Beziehung <strong>der</strong> Menschen<br />

im Prozess ihrer Bedürfnisbefriedigung. Die Interessen bestimmen<br />

Ziel <strong>und</strong> Richtung <strong>der</strong> auf die Bedürfnisbefriedigung gerichteten Tätigkeit,<br />

das heißt jener Tätigkeit zur Erzeugung <strong>der</strong> Mittel für diese Bedürfnisbefriedigung<br />

(vgl. Reißig u. a. 1984, S. 93, 105). Interessen sind Vermittlungen<br />

zwischen gesellschaftlichen Verhältnissen <strong>und</strong> ihrer Wi<strong>der</strong>spiegelung im<br />

Bewusstsein. Für die Gestaltung sozialer Entwicklung komme es nicht darauf<br />

an, eine Unterordnung individueller unter gesellschaftliche Interessen<br />

zu erreichen, son<strong>der</strong>n eine relative Übereinstimmung bei<strong>der</strong> zu gewährleisten.<br />

Persönlichkeiten zeichnen sich dadurch aus, dass bei ihnen die gesellschaftlichen<br />

Belange gegenüber den individuellen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen.<br />

Tätigkeiten <strong>der</strong> Individuen sind über individuelle Bedürfnisse, Interessen<br />

<strong>und</strong> Motive vermittelt, die bewusst o<strong>der</strong> unbewusst mit gesellschaftlichen Interessen<br />

<strong>und</strong> Bedürfnissen (Nation, Volk, Staat, Partei, Gruppe usw.) in Beziehung<br />

gesetzt werden.<br />

Übereinstimmende Interessen sind vor allem gemeinsame Interessen. Wachsende<br />

Interessenübereinstimmung als Tendenz gesellschaftlicher Entwicklung<br />

in <strong>der</strong> DDR wurde abgeleitet aus <strong>der</strong> vermeintlichen Angleichung <strong>der</strong><br />

Existenzbedingungen von Klassen <strong>und</strong> Schichten. Gesellschaftliche Interessen<br />

seien nichts an<strong>der</strong>es als allgemeine, d. h. gemeinsame Interessen aller<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft. Damit wären sie zugleich aber die wichtigsten<br />

individuellen Interessen (vgl. Reißig u. a. 1984, S. 90 f., 102).<br />

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