18.11.2013 Aufrufe

Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

wachsenenbildung” zu “Weiterbildung” drückt aus, dass es zunehmend um<br />

berufliche Anpassung <strong>und</strong> nicht mehr um Erfüllung eines allgemeinen Bildungsbedürfnisses<br />

o<strong>der</strong> um das (von Tietgens so idealistisch-sympathisch<br />

betonte) “Recht auf Bildung” ging.<br />

Es war durchaus nicht hin<strong>der</strong>lich für den Zugriff <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik auf<br />

die bestehenden Institutionen <strong>und</strong> Formen <strong>der</strong> Erwachsenenbildung, dass in<br />

<strong>der</strong>en Rahmen nach dem Zweiten Weltkrieg kaum so etwas wie direkt berufso<strong>der</strong><br />

gar arbeitsplatzbezogene Bildung betrieben worden war. Es ging ja dem<br />

Staat keineswegs darum, <strong>der</strong> Wirtschaft die Kosten <strong>der</strong> Fortbildung <strong>der</strong> an<br />

neuen Maschinen, in neuen Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n einzusetzenden Arbeitskräfte<br />

abzunehmen. Nein, es ging um neue Basisqualifikationen, um eine neue Haltung<br />

zur Berufsarbeit, um die Anfänge <strong>der</strong> Entwicklung zum, wie heute gesagt<br />

wird, Arbeitskraftunternehmer (self-employer). Insoweit stimmen wir<br />

im Gr<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Behauptung von Dirk Axmacher zu, dass Erwachsenenbildung<br />

im von uns behandelten Zeitraum in erster Linie den Interessen <strong>der</strong> kapitalistischen<br />

Wirtschaft diente <strong>und</strong> ohne das Bedürfnis <strong>der</strong> Wirtschaft nach<br />

einer Umqualifizierung des “Gesamtarbeiters” nicht die Bedeutung erlangt<br />

hätte, die sie seither hat <strong>und</strong> die ja auch die Gr<strong>und</strong>lage für die Entstehung einer<br />

(auch akademischen) wissenschaftlichen Bemühung um dieses Gebiet<br />

ist. Der einfache Sachverhalt, dass seit etwa 1970 öffentliche Erwachsenenbildung<br />

im Wesentlichen berufliche Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung ist <strong>und</strong> dass<br />

jene Bestandteile <strong>der</strong> mit Erwachsenenbildung bezeichneten gesellschaftlichen<br />

Vorgänge, die nicht im direkten o<strong>der</strong> indirekten Zusammenhang mit beruflicher<br />

Bildung stehen, an Einfluss <strong>und</strong> Umfang verlieren, aber nicht aufgegeben<br />

werden können <strong>und</strong> werden, weil sie zur Akzeptanz eines öffentlichen<br />

Sektors privat angewendeter “Bildung” beiträgt, wird gerade von den<br />

Vertretern <strong>der</strong> Wissenschaft von <strong>der</strong> Erwachsenenbildung geflissentlich<br />

übersehen. Dass diese nicht direkt berufsorientierten Formen von Weiterbildung<br />

existieren <strong>und</strong> weiterhin geför<strong>der</strong>t werden, gehört zu den (von niemandem<br />

bewusst geplanten) Mechanismen <strong>der</strong> Verschleierung, von denen Tietgens<br />

schreibt. Würden die VHS in Berufsbildungsanstalten umgewandelt,<br />

würde <strong>der</strong> “Schleier” weggezogen <strong>und</strong> die bisherige Art von Organisation<br />

<strong>und</strong> Finanzierung ließe sich nicht aufrechterhalten.<br />

Nur platte Ideologen sehen im Handeln des Staates eine Zielgerichtetheit, <strong>der</strong><br />

jede einzelne Maßnahme unterworfen ist. Vermutlich gab es nur eine Aufgabe,<br />

die die Volkshochschulen direkt <strong>der</strong> Wirtschaft abnahmen: das waren die<br />

Kurse “Deutsch für Auslän<strong>der</strong>”, insbeson<strong>der</strong>e für die bis zum Ölpreisschock<br />

vom Dezember 1973 massenhaft angeworbenen südeuropäischen Arbeiter.<br />

Ansonsten ließen die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Wirtschaft, die <strong>der</strong> Staat durch seine<br />

Weiterbildungsgesetze <strong>und</strong> durch die finanzielle För<strong>der</strong>ung an die Institutionen<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbildung weitergab, diesen Institutionen relativ freie<br />

91

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!