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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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– Für jedes Fach ist eine genaue Funktionsbestimmung im Kontext des<br />

gesamten Bildungsprozesses vorzunehmen. Sie erleichtert es dem <strong>Lehr</strong>er<br />

seinen Unterricht nach den Interessen <strong>und</strong> Voraussetzungen <strong>der</strong><br />

Schüler auszugestalten <strong>und</strong> eine Überfrachtung mit Stoff zu vermeiden.<br />

7.2 Subjektorientierung <strong>und</strong> Formalisierung<br />

des Unterrichts<br />

Mit <strong>der</strong> in den <strong>Lehr</strong>plänen verankerten Triade Wissen-Können-Überzeugungen<br />

wurde die Subjektorientierung ein Stück weit zurückgenommen, weil die<br />

Überzeugungen keine Angelegenheit des Schülers waren, son<strong>der</strong>n direkt auf<br />

die Vermittlung <strong>der</strong> so genannten “Ideologie <strong>der</strong> Arbeiterklasse”, d. h. letztlich<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> SED-Führung vorgegebenen Politik abzielte. Das Postulat<br />

vom konsequent wissenschaftlichen Charakter <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> SED <strong>und</strong> des<br />

Marxismus-Leninismus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Übereinstimmung <strong>der</strong> Entwicklung des Sozialismus<br />

mit dem Fortschritt <strong>der</strong> Menschheit erwiesen sich alsbald als Legenden.<br />

Mit <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> DDR wurde die Orientierung auf die Herausbildung fester<br />

Überzeugungen zu einer Handlungsorientierung gegen Entfaltung von<br />

Subjektivität <strong>und</strong> Individualität. Die damalige sowjetische Politik von Glasnost<br />

<strong>und</strong> Perestroika unter Gorbatschow wurde in den Schulen als “Verrat” behandelt.<br />

Das Auseinan<strong>der</strong>driften von sozialen Erfahrungen <strong>der</strong> Schüler <strong>und</strong><br />

politischem Erziehungsauftrag <strong>der</strong> <strong>Lehr</strong>er stellte den Erziehungsprozess im<br />

Allgemeinen <strong>und</strong> den Unterricht in weltanschaulichen Fächern im Beson<strong>der</strong>en<br />

in Frage. Die <strong>Lehr</strong>pläne waren so eng ausgelegt, dass sie den <strong>Lehr</strong>ern kaum<br />

Handlungsspielraum ließen, ihre eigene Persönlichkeit einzubringen. Einer<br />

konsequenten Subjektorientierung liefen zwei weitere Bedingungen im pädagogischen<br />

Prozess entgegen: die feste Bindung an ein ritualisiertes Planungssystem<br />

<strong>und</strong> die Zentralisierung des Bildungswesens. Einerseits gaben sie den<br />

<strong>Lehr</strong>ern Handlungsorientierung <strong>und</strong> Gestaltungssicherheit, an<strong>der</strong>erseits ließen<br />

sie aber nicht die Flexibilität zu, die ein schnelles Einstellen auf die subjektiven<br />

Voraussetzungen <strong>der</strong> Schüler erfor<strong>der</strong>t. Die indirekte Rücknahme <strong>der</strong><br />

Subjektorientierung bezog sich nicht nur auf die Schüler. <strong>Lehr</strong>er im starr hierarchisierten<br />

System wurden ebenso in ihren Entscheidungskompetenzen beschnitten<br />

wie ihre Subjektrolle darin keine ausreichende För<strong>der</strong>ung erfuhr.<br />

Protokolle pädagogischer Tagungen belegen immer wie<strong>der</strong>, dass die Weiterbildung<br />

<strong>der</strong> <strong>Lehr</strong>er den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Unterrichtsgestaltung nicht vollauf<br />

gerecht wurde.<br />

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