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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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4.5 Begabtenför<strong>der</strong>ung<br />

Begabtenför<strong>der</strong>ung wurde in den Sozialwissenschaften <strong>der</strong> DDR ebenfalls<br />

unter <strong>der</strong> Problemstellung <strong>der</strong> Individualisierung <strong>der</strong> Lernprozesse thematisiert.<br />

Dabei wurde eine klare Abgrenzung von Elitetheorien zu einer selektiv-elitären<br />

För<strong>der</strong>ung vollzogen. Der zentrale Ort <strong>der</strong> Begabtenför<strong>der</strong>ung<br />

sollte die allgemein bildende Schule sein; Spezialklassen, Spezial- <strong>und</strong> Erfin<strong>der</strong>schulen<br />

waren eher die Ausnahme. Sie blieben beson<strong>der</strong>s Begabten<br />

vorbehalten zum Erlernen v. a. <strong>der</strong> russischen Sprache, zur Entwicklung musischer<br />

<strong>und</strong> sportlicher Talente <strong>und</strong> zur intensiven mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Ausbildung. Diese Einrichtungen wurden als eine zweite<br />

Stufe <strong>der</strong> Begabtenför<strong>der</strong>ung lokalisiert, <strong>der</strong> das Studium folgt. Promotionen<br />

<strong>und</strong> Habilitationen als dritte Stufe wurden als Institutionen <strong>der</strong> Hochbegabtenför<strong>der</strong>ung<br />

angesehen.<br />

Begabung wurde bestimmt als “System <strong>der</strong> auf den angeborenen Anlagen fußenden,<br />

im Leben entwickelten inneren Dispositionen, demzufolge ein<br />

Mensch bestimmte Leistungen auszuführen in <strong>der</strong> Lage ist, sofern ihn nicht<br />

an<strong>der</strong>e Persönlichkeitseigenschaften daran hin<strong>der</strong>n.” (Berger u. a. 1978,<br />

S. 74) Im Diskussionsverlauf wurde zunehmend die Erkenntnis von <strong>der</strong><br />

bio-psycho-sozialen Einheit des Menschen berücksichtigt <strong>und</strong> festgestellt,<br />

dass durch eine individuelle För<strong>der</strong>ung soziale Unterschiede in den Lernbedingungen<br />

ausgeglichen, natürliche Unterschiede aber nicht aufgehoben<br />

werden können. Begabungen werden in einem speziellen Entwicklungsniveau<br />

subjektiver Voraussetzungen zu schöpferischen Leistungen auf einem<br />

o<strong>der</strong> mehreren Tätigkeitsgebieten deutlich. Zu diesen Leistungsvoraussetzungen<br />

gehören: anatomisch-physiologische Anlagen, Wissen <strong>und</strong> Können,<br />

Interessen sowie Persönlichkeitsqualitäten des praktisch moralischen Handelns<br />

<strong>und</strong> Verhaltens (vgl. Pache/Tobien 1986, S. 788).<br />

Breuer vertrat die Auffassung, dass mit dem Begriff Begabung jenes System<br />

von Fähigkeiten zu verstehen ist, das es ermöglicht, Tätigkeiten erfolgreich,<br />

d. h. auf hohem Niveau, mit einer hohen Effektivität <strong>und</strong> Kreativität auszuführen<br />

(vgl. Breuer 1985, S. 615). Nach ihm lassen sich unterscheiden: eine<br />

allgemeine Begabung, eine beson<strong>der</strong>e Begabung <strong>und</strong> eine hohe Begabung.<br />

“Das gemeinsame Merkmal einer guten allgemeinen Begabung ist die Befähigung<br />

zu: außergewöhnlichen <strong>und</strong> schöpferischen Leistungen. Begabungen<br />

zeigen sich, wenn Kenntnisse, Fertigkeiten <strong>und</strong> Fähigkeiten auf bestimmten<br />

Gebieten beson<strong>der</strong>s schnell <strong>und</strong> mit einer gewissen Leichtigkeit von den Kin<strong>der</strong>n<br />

angeeignet werden. Sie sind sowohl produktiv bei <strong>der</strong> Verwertung von<br />

Anregungen als auch beim Anwenden ihrer Kenntnisse auf neue Aufgaben.<br />

Sie zeichnen sich durch Konzentrationsfähigkeit, gute sprachliche Fähigkeiten,<br />

Bereitschaft zu angestrengter geistiger Arbeit <strong>und</strong> ausgeprägten Interes-<br />

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