18.11.2013 Aufrufe

Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2 <strong>Lernkonzepte</strong> <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong>:<br />

Essentials <strong>und</strong> Begriffskonjunkturen<br />

Die (erwachsenen-)pädagogischen Aufbrüche <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong> sind zumeist<br />

mit gesellschaftlichen Stimmungen <strong>und</strong> politischen Bewegungen verknüpft:<br />

einerseits solchen des gesellschaftlichen “Fortschritts”, d. h. <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen,<br />

gerechten, planmäßigen usf. Erschließung von Potentialen, <strong>der</strong> Ineinssetzung<br />

von Freiheit, Erziehung zur Mündigkeit <strong>und</strong> Wohlstand – an<strong>der</strong>erseits<br />

solchen, die <strong>der</strong>artige Fortschritts-Konzeptionen nahezu gleichzeitig kritisch<br />

in den Blick nehmen. Es geht – politisch wie pädagogisch – um die (Wie<strong>der</strong>-)Gewinnung<br />

von Autonomie, die Behauptung <strong>und</strong> Entfaltung des Individuums<br />

gegen Planung <strong>und</strong> Kontrolle, um den Kontrast von “Eigensinn” <strong>und</strong><br />

“System”, um die “Min<strong>der</strong>ung frem<strong>der</strong> Verfügbarkeit” (Heinrich Roth), um<br />

die Ambivalenzen auch emanzipatorisch gemeinter Reformen durch neue Entmündigungstendenzen.<br />

Neue Bildungsinitiativen <strong>und</strong> -institutionen nahmen<br />

für sich seit den <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong>n in Anspruch, “die Errungenschaften <strong>der</strong> neuen sozialen<br />

Bewegungen für den Bildungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsbereich fruchtbar zu<br />

machen” <strong>und</strong> so “ein bedeutsames innovatives Potential” zur Verfügung zu<br />

stellen (Landesarbeitsgemeinschaft … 1994, S. 7 f.).<br />

Die Radikalität liberaler, antiautoritärer <strong>und</strong> linksradikaler Autoritätskritik<br />

unterschied sich in manchem voneinan<strong>der</strong>; wi<strong>der</strong>streitend waren auch sozialistische<br />

For<strong>der</strong>ungen, sozialstaatlich-planerische Umgestaltungsambitionen<br />

des Bildungssystems im Geiste des Humankapital-Ansatzes <strong>und</strong> sich herausbildende<br />

Emanzipationsverständnisse, die Freiheit weniger in inhaltlichen<br />

als in prozessual-kommunikativen Entscheidungen verbürgt sahen.<br />

Dennoch: Im Zeitgeist insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong> – in denen <strong>der</strong> Reformbegriff<br />

seine ersten Verschleißerscheinungen noch vor sich hatte – vereinigten<br />

sich unter den Stichworten “Emanzipation” <strong>und</strong> “Partizipation” Lebens- <strong>und</strong><br />

Erziehungsideale, die Hoffnung selbstbestimmten Lebens mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />

autonomer Lernprozesse.<br />

Die diesen Aufbrüchen eigene Dynamik <strong>und</strong> Ambivalenz darf nicht übersehen<br />

werden: In einem bis heute nicht abgeschlossenen Wechselspiel von Kritik<br />

<strong>und</strong> Reformen, von Abstoßung <strong>und</strong> Nähe interagieren staatliche Systemreformer<br />

<strong>und</strong> Initiativen “von unten”, werden Teile <strong>der</strong> oppositionellen Konzepte<br />

individuell, institutionell <strong>und</strong> konzeptionell aufgesogen <strong>und</strong> wirksam.<br />

“Alte Institutionen” <strong>der</strong> Weiterbildung sind seit ca. 15 <strong>Jahre</strong>n einem rapiden<br />

Ökonomisierungs- <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungsprozess unterworfen, “neue” Bildungsinstitutionen<br />

haben teilweise eine 20-jährige Entwicklung hinter sich,<br />

<strong>und</strong> das Ursprungspathos des per se “An<strong>der</strong>en” kann in <strong>der</strong> Gegenwart nicht<br />

279

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!