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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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Schulleiter besaßen inhaltlich <strong>und</strong> methodisch wenig eigenen Entscheidungs-<br />

<strong>und</strong> Handlungsspielraum.<br />

Nur vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist das Neue <strong>und</strong> Öffnende im Konzept des<br />

Exemplarischen Lernens zu verstehen. Es handelte sich um eine basisbezogene<br />

Gegenbewegung von jungen Gewerkschaftern, unterstützt von Mitglie<strong>der</strong>n<br />

des Sozialistischen Deutschen Studentenb<strong>und</strong>s (vgl. Brock 1973 <strong>und</strong><br />

Heidelberger Blätter 1967), die die Gewerkschaften von unten durch Bildungsarbeit<br />

<strong>und</strong> durch Annäherung an die Betriebswirklichkeit politisieren<br />

wollten (siehe Brock 1978, S. 25 ff. <strong>und</strong> Wittemann 1994, S. 73 ff.). Das neue<br />

Verständnis kristallisierte sich aus diesem Diskussionszusammenhang heraus,<br />

rekurrierte aber didaktisch-methodisch in den zentralen Punkten auf<br />

Überliefertes aus <strong>der</strong> Reformpädagogik <strong>der</strong> 20er <strong>Jahre</strong> <strong>und</strong> auf den Professionalisierungs-<br />

<strong>und</strong> Reflexionsansätzen <strong>der</strong> Neuen Richtung; das beson<strong>der</strong>s<br />

herausgestellte exemplarische Prinzip war gar noch älter.<br />

Der Zweck des exemplarischen Prinzips in <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit<br />

bestand allerdings weniger in <strong>der</strong> Reduktion <strong>der</strong> stofflichen Fülle, son<strong>der</strong>n<br />

in <strong>der</strong> Aufhebung einzelwissenschaftlicher Beschränktheiten, vor allem<br />

aber in <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong> “arbeitsteilig organisierte(n) Totalität des Produktions-<br />

<strong>und</strong> Reproduktionszusammenhangs einer Gesellschaft” (Negt<br />

1971, S. 27) mit <strong>der</strong> individuellen Erfahrung <strong>der</strong> Teilnehmenden. Es sollten<br />

die in <strong>der</strong> Erfahrung <strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong> im Alltag geb<strong>und</strong>enen gesellschaftlichen<br />

Konflikte <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>sprüche bewusst <strong>und</strong> politisch fruchtbar gemacht werden<br />

(“Teilnehmerorientierung”, “Sozialraumbezug”). Soziologische Phantasie<br />

ist dabei nur ein an<strong>der</strong>er Begriff für ein produktives soziologisches Denken,<br />

das im Seminararrangement den Erfahrungen sowie den Sprach- <strong>und</strong><br />

Denkstilen <strong>der</strong> Arbeiterinnen <strong>und</strong> Arbeiter Berücksichtigung verschaffen<br />

<strong>und</strong> den Hiatus von Individuum <strong>und</strong> Gesellschaft überwinden helfen soll.<br />

Hier lag <strong>der</strong> Kern vieler Kontroversen (vgl. Streitfragen gewerkschaflticher<br />

Bildungstheorie 1980), denn Erfahrungen wurden nicht nur als unmittelbar,<br />

son<strong>der</strong>n zugleich in einer bestimmten Verarbeitungsform als Deutungsmuster<br />

begriffen; diese repräsentierten aber nach Auffassung etlicher Diskussionsbeteiligter<br />

in den Gewerkschaften wie<strong>der</strong>um ein falsches Alltagsbewusstsein,<br />

das in <strong>der</strong> Bildungsarbeit “korrigiert werden muss” (Brammerts/Gerlach/Trautwein<br />

1976, S. 164).<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> zum Teil heftigen Auseinan<strong>der</strong>setzung stand letztendlich<br />

eine unterschiedliche Einschätzung <strong>und</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> Subjektivität.<br />

Für die eine Seite, die so genannten Traditionalisten, waren die Teilnehmererfahrungen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Denkstile <strong>und</strong> -figuren didaktisch-methodische Anknüpfungspunkte,<br />

die aber im Kontext des Bildungsprozesses politisch <strong>und</strong><br />

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