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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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ung (“Stoff in Beziehung zum Lernenden”). Das “logische Substrat” einer<br />

Wissenschaft konnte nach Dewey keinen Ersatz, kein Material für die tatsächliche<br />

Erfahrung im <strong>Lehr</strong>-/Lernprozess ergeben – <strong>der</strong> logische Stoff war<br />

wie<strong>der</strong> in die Lern-Erfahrung einzusetzen, anstatt ihn als scheinbar sicheren<br />

Sachverhalt formal darzubieten. Die heute noch beklagten Folgen eines formalen<br />

Bildungsverständnisses – rezeptives Lernen von unverstandenem<br />

Stoff <strong>und</strong> schablonenartiges Denken – wurden von Dewey deutlich benannt.<br />

Nach seinem Verständnis sollten Projekte allerdings nicht als pädagogische<br />

Auflockerung <strong>der</strong> klassischen Stoffschule, son<strong>der</strong>n als primäres Prinzip <strong>der</strong><br />

Stoffumformung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lernmethodik gehandhabt werden.<br />

Auch die in Deutschland von Kerschensteiner ab 1911 propagierte Arbeitsschule<br />

war zunächst auf eine Umwandlung <strong>der</strong> allgemein bildenden Schule<br />

gerichtet, allerdings mit <strong>der</strong> Einschränkung auf die Volksschule als <strong>Lehr</strong>institution<br />

für die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> arbeitenden Bevölkerung (Kerschensteiner<br />

1969). Die Arbeitsschule sollte gleichermaßen eine “Gestaltung <strong>der</strong> berufsnotwendigen<br />

Organe” <strong>und</strong> die “Entwicklung <strong>der</strong> Neigungen <strong>und</strong> Haltungen<br />

für sorgfältige, ehrliche, sachlich-orientierte” Handarbeit – die aus Kerschensteiners<br />

Sicht den Berufsinhalt für die große Masse <strong>der</strong> Werktätigen<br />

darstellte – erreichen. Auch in didaktischer Hinsicht sah Kerschensteiner<br />

die handwerkliche Arbeit aufgr<strong>und</strong> ihrer Struktur (Planmäßigkeit, Selbstkontrollierbarkeit)<br />

als beson<strong>der</strong>s geeignet an, um gleichermaßen Fertigkeiten,<br />

geistige Fähigkeiten <strong>und</strong> Motivationen (“etwas um <strong>der</strong> Sache selbst<br />

willen tun”) herauszubilden. Bei <strong>der</strong> Entwicklung seiner Methodologie<br />

stützte sich Kerschensteiner auf die schon von einem frühen Arbeitspsychologen<br />

(Aloys Fischer) dargestellte Struktur einer ganzheitlichen Arbeitshandlung<br />

Problembewusstsein entwickeln Æ Arbeitsplan gestalten Æ Plan ausführen<br />

Æ Arbeit selbstkritisch betrachten<br />

In diesem Strukturmodell wurde die Bedeutung <strong>der</strong> geistigen Vorarbeit einschließlich<br />

des ersten Objektivierungsschrittes “Planentwicklung” beson<strong>der</strong>s<br />

herausgestellt. In zwei sehr unterschiedlichen Lernaufgaben-Modellen<br />

demonstrierte Kerschensteiner die Bedeutung dieser die geistige Vorarbeit<br />

(das innere Probehandeln) <strong>und</strong> die Selbstprüfung betonenden Handlungs-Lernstruktur:<br />

– Lernaufgabe 1: die Entwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bau eines Starenhauses aufgr<strong>und</strong><br />

technologischer Vorgaben bei einem offenen Lösungsweg,<br />

– Lernaufgabe 2: die nur durch eine Satzanalyse zu bewerkstelligende<br />

Übersetzung eines lateinischen Textes.<br />

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