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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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machten in den <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong>n einen rasanten Wandel durch, <strong>der</strong> mit den Stichworten<br />

Professionalisierung, Vollendung <strong>der</strong> “realistischen Wende” <strong>und</strong> Expansion<br />

nur angedeutet werden kann. Der “utopische Überschuss” dieses<br />

auch an Humankapital <strong>und</strong> technokratischer Mo<strong>der</strong>nisierung interessierten<br />

Entwicklungsschubs wurde durch die allgemein- politischen Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> die bildungspolitischen Paradigmenwechsel seither gebremst, aber nicht<br />

gänzlich zum Erliegen gebracht. Eine Verbindung von Bildungsreformen mit<br />

Emanzipationsversprechen individueller <strong>und</strong> kollektiver Art ist seither vielfach<br />

gegenwärtig.<br />

Wir vermuten, dass dieser Impuls während <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>und</strong> Anfang <strong>der</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong><br />

den “Marsch durch die Institutionen” nicht nur antrat, son<strong>der</strong>n dort, wo er<br />

auf einen expandierenden institutionellen Bedarf <strong>und</strong> noch relativ wenig<br />

strukturierte Berufsfel<strong>der</strong> (wie in den Volkshochschulen, vermutlich aber<br />

auch in <strong>der</strong> Jugendarbeit, Sozialpädagogik ... ) traf, recht erfolgreich Praxisfel<strong>der</strong><br />

beeinflusste.<br />

Das Jahr 1968 markiert im öffentlichen Bewusstsein einen tiefgreifenden<br />

Bruch <strong>der</strong> Mentalitäten <strong>und</strong> einen Wechsel <strong>der</strong> politischen Kultur. Sicher haben<br />

wir es mit einem internationalen <strong>und</strong> vor allem westlichen Phänomen <strong>der</strong><br />

politischen <strong>und</strong> kulturellen Revolte zu tun, allerdings mit einigen Auswirkungen<br />

<strong>und</strong> Parallelereignissen in Warschau, Prag <strong>und</strong> Budapest. Auch gab<br />

es in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik schon Anfang <strong>der</strong> 60er <strong>Jahre</strong> Aufbrüche hin zu einer<br />

kritischen Öffentlichkeit, so dass “68” nur als Kulminationspunkt einer<br />

schon länger wirkenden politisch-kulturellen Erneuerung verstanden werden<br />

darf. In einem engeren Sinne kann die 68er Bewegung als Produkt einer<br />

kleinen intellektuellen Neuen Linken beschrieben werden, die ihre Ideen in<br />

Abgrenzung zu den Denk- <strong>und</strong> Aktionsformen <strong>der</strong> alten linken Organisationen<br />

<strong>und</strong> Bewegungen formulierte <strong>und</strong> entsprechend handelte. Die Neue Linke<br />

– das gilt allerdings nicht für große Teile ihrer späteren Zerfallsprodukte –<br />

war antibürokratisch, antiautoritär <strong>und</strong> trotz mancher gegenteilig klingen<strong>der</strong><br />

Rhetorik auch individualistisch. Ingrid Gilcher-Holtey hat die Orientierungen<br />

dieser Neuen Linken in Abgrenzung zur traditionellen Arbeiterbewegung<br />

idealtypisch folgen<strong>der</strong>maßen zu fassen gesucht:<br />

– Neuinterpretation <strong>der</strong> marxistischen Theorie unter Einbezug des Existentialismus<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Psychoanalyse,<br />

– erweiterter Entwurf einer neuen Gesellschaft, <strong>der</strong> Lebenswelt, Freizeit<br />

<strong>und</strong> soziale wie sexuelle Beziehungen mit umfasst,<br />

– eine neue Transformationsstrategie, die neue Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Lebensformen antizipatorisch <strong>und</strong> experimentell einbezog,<br />

– ein an<strong>der</strong>es Organisationsverständnis, das nicht auf eine Partei, son<strong>der</strong>n<br />

auf Aktion, Öffentlichkeit <strong>und</strong> Selbstverän<strong>der</strong>ung setzt,<br />

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