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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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schicht-Angeboten <strong>der</strong> traditionellen Erwachsenenbildung unterscheiden<br />

sollte (Negt, vgl. Kapitel 7.3). In dogmatischen neomarxistischen Konzeptionen<br />

vereinigten sich diese beiden unterschiedlichen Ansichten, wenn die<br />

angebliche Bildungsverweigerung <strong>der</strong> Arbeiterklasse geradezu zu einem<br />

klassenbewussten Akt uminterpretiert wurde (von Wer<strong>der</strong>, Axmacher; vgl.<br />

Kapitel 7.5 <strong>und</strong> 7.4). Die <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong> waren die Zeit, in <strong>der</strong> versucht<br />

wurde, die gesellschaftskritische Funktion von Erwachsenenbildung im Sinne<br />

des “Ausgangs aus <strong>der</strong> fremdverschuldeten Unmündigkeit” mit einem Begriff<br />

von “Fortschritt” zu verbinden, <strong>der</strong> nicht unterschied zwischen dem<br />

Fortgang <strong>der</strong> technologischen Entwicklung <strong>und</strong> dem erwünschten Ziel <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> allseitig gebildeten Persönlichkeit. Diesem Ansatz stand<br />

eine Theorie gegenüber, die sich ebenfalls an <strong>der</strong> marxschen Theorie orientierte<br />

<strong>und</strong> die Ansicht vertrat, dass Erwachsenenbildung das gerade Gegenteil<br />

von Emanzipation bedeute (Axmacher; vgl. Kapitel 7.4). Diese <strong>Jahre</strong><br />

sind auch die Zeit, in <strong>der</strong> die von <strong>der</strong> Studentenbewegung erfassten Bildungsagenten<br />

die an den Universitäten erfahrenen Lernprozesse an die zu Bildenden<br />

weiterzugeben versuchten <strong>und</strong> dabei mancherlei Erfahrungen zwischen<br />

Versickern des eigenen Anspruchs in Routine einerseits <strong>und</strong> Praxisschock<br />

an<strong>der</strong>erseits machten. Je nach Standpunkt sahen Liberale <strong>und</strong> Sozialisten die<br />

Möglichkeit einer Verbindung dieser beiden Ziele entwe<strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong><br />

b<strong>und</strong>esrepublikanischen Gesellschaftsordnung als erreichbar an o<strong>der</strong> sie for<strong>der</strong>ten<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger radikale Verän<strong>der</strong>ungen als Bedingung o<strong>der</strong> als<br />

Folge von neuen Bildungsformen <strong>und</strong> -inhalten. Konservative dagegen sahen<br />

als Ziel von Erwachsenenbildung im Wesentlichen die Bewahrung vor dem<br />

Zeitgeist, also eben jenen emanzipatorischen Zügen, die Liberale <strong>und</strong> Linke<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Erwachsenenbildung gerade anstrebten.<br />

Allen Konzeptionen von Erwachsenenbildung ist gemein, dass sie mindestens<br />

dem Anspruch nach in Rechnung stellen, dass es für Erwachsene keine<br />

Schulpflicht, keine Bildungspflicht gibt. Das bedeutet, dass die Motivation<br />

zum Lernen nicht erzwungen werden kann, also intrinsisch sein muss.<br />

Wer nicht lernen will, hat ein Recht auf Lernverweigerung. Lernen von Erwachsenen<br />

muss also freiwillig <strong>und</strong> im Gr<strong>und</strong>e selbstbestimmt sein. Wie weit<br />

die Selbstbestimmung inhaltlich zu verwirklichen ist, wird in den verschiedenen<br />

theoretischen Ansätzen unterschiedlich bestimmt. Eine Son<strong>der</strong>stellung<br />

nimmt hier die gesellschaftskritische Begründung von Erwachsenenbildung,<br />

vor allem in <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Arbeiterbildung seit alters ein. Zwar lehnen<br />

diese Positionen es ab, dass Menschen o<strong>der</strong> Institutionen auf Erwachsene<br />

Druck ausüben, um sie zum Lernen zu zwingen; sie sehen jedoch im “stummen<br />

Zwang <strong>der</strong> Verhältnisse” eine überpersönliche, überinstitutionelle<br />

Lernpflicht, die zum Teil aus <strong>der</strong> gesellschaftlichen <strong>und</strong> individuellen Lage,<br />

zum Teil aber auch aus <strong>der</strong> “historischen Mission <strong>der</strong> Arbeiterklasse” o<strong>der</strong><br />

ähnlich abgeleitet wird. In den Diskussionen um Arbeiterbildung in dem von<br />

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