Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF
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nach unten laufenden Rolltreppe zu vergleichen, auf <strong>der</strong> man, fleißig kletternd,<br />
doch nach oben kommen könne. Nein, Weiterbildung führe heute zu<br />
weiterem Abstieg. (Axmacher 1974, S. 117) Klug ist die Arbeiterklasse, die<br />
sich ihr verweigert!<br />
Einigermaßen unvermittelt erscheint am Ende fern am Horizont ein deus ex<br />
machina. In <strong>der</strong> neuen, die Selbsttätigkeit des Individuums zwangsläufig för<strong>der</strong>nden<br />
Erwachsenenbildung gibt es auch “subversive Potenzen”. Deren<br />
“Manifestation” hängt jedoch “von <strong>der</strong> Stärke <strong>und</strong> Entschlossenheit <strong>der</strong> Arbeiterklasse<br />
<strong>und</strong> ihrer Organisationen, vor allem <strong>der</strong> Gewerkschaften, ab,<br />
den Kampf um bessere Reproduktionsbedingungen für die Arbeiterklasse im<br />
Ausbildungssektor mit <strong>der</strong> Beseitigung des Systems <strong>der</strong> Lohnarbeit überhaupt<br />
zu verbinden.” (Axmacher 1974, S. 209) Wenn einerseits nicht ganz<br />
klar wird, ob “im Ausbildungssektor” <strong>der</strong> Kampf stattfindet, die Reproduktionsbedingungen<br />
liegen o<strong>der</strong> die Arbeiterklasse lebt, so würde man an<strong>der</strong>erseits<br />
doch gern mehr als ein paar dürre Sätze über die subversiven Potenzen,<br />
die roten Glanzlichter innerhalb <strong>der</strong> in so schwarzen Farben gemalten Erwachsenenbildung<br />
im Kapitalismus erfahren. Sie liegen anscheinend <strong>und</strong> unvermittelt<br />
darin, dass erstens <strong>der</strong> Staat den Ausbildungssektor gar nicht gemäß<br />
den Anfor<strong>der</strong>ungen des Kapitals planen kann, zweitens das Kapital auf<br />
die Produktion von “’dynamischen’, einsatzbereiten, vielseitig verwendungsfähigen,<br />
informierten <strong>und</strong> bei alledem partiell kritischen Arbeitskräften”<br />
angewiesen ist <strong>und</strong> drittens “nie zuvor die Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
unmittelbarer in die Bildungspraxis <strong>der</strong> Lohnabhängigen eingegangen<br />
sind als gegenwärtig”. (Axmacher 1974, S. 208 f.) In diesem Sinne, so kann<br />
man annehmen, rechtfertigt <strong>der</strong> Marxist Dirk Axmacher seine eigene Beteiligung<br />
an einer Veranstaltung, die doch eigentlich nur dem Interesse des Kapitals<br />
an <strong>der</strong> Ausbeutung <strong>der</strong> Lohnabhängigen dient. Lei<strong>der</strong> findet sich in seinem<br />
Buch nicht <strong>der</strong> Ansatz zu einer Darlegung einer Art von Erwachsenenbildung,<br />
die ein solches subversives Potential aufwiese. Man erführe wirklich<br />
gern, was Axmacher seine Klienten an <strong>der</strong> Heimvolkshochschule, an <strong>der</strong><br />
er mehrere <strong>Jahre</strong> tätig war, gelehrt hat.<br />
Wir bestreiten keineswegs die Berechtigung einer theoretischen Analyse <strong>der</strong><br />
Debatten um die Erwachsenenbildung, die von den Entwicklungen <strong>und</strong> Krisen<br />
innerhalb <strong>der</strong> kapitalistischen Wirtschaft ausgeht. Ausbildung ist nun<br />
einmal zu einem ganz wesentlichen Anteil Qualifikation für wirtschaftliche<br />
Tätigkeit, Arbeitsqualifikation. Und eine Erwachsenenbildung, die konsequent<br />
an ihrem Markt, nämlich an den Interessen <strong>der</strong> Arbeitskräfte beschäftigenden<br />
Unternehmen vorbeiplante <strong>und</strong> -ausbildete, würde ihren Zweck<br />
gänzlich verfehlen <strong>und</strong> über kurz o<strong>der</strong> lang beseitigt. Wir teilen Axmachers<br />
Kritik an dem illusorischen Bildungsbegriff Sieberts. Wir meinen allerdings,<br />
dass Bildung ein Wert an sich ist, nicht abstrakt, wohl aber für denjenigen,<br />
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