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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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viduum immer auch ein Naturwesen, aber ein beson<strong>der</strong>es, nämlich gesellschaftliches<br />

ist, zu vernachlässigen (vgl. Tugarinov 1972, S. 53). Es ging<br />

um die Frage, inwieweit die Natur <strong>der</strong> Individuen die Aneignung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Realität beeinflusst (vgl. Dölling 1986, S. 17). Als gesellschaftliche<br />

Wesen sind Individuen Teil <strong>der</strong> Natur <strong>und</strong> Entwicklungsprodukt<br />

des biologischen Evolutionsprozesses. Dabei handelt es sich jedoch<br />

um die gesellschaftliche Natur <strong>der</strong> Individuen (vgl. Holzkamp 1979, S. 44).<br />

Sie besitzen individuelle Handlungsfähigkeit im konkreten Gesellschaftszusammenhang<br />

(vgl. Dölling 1986, S. 12). Über die Tätigkeit realisiert sich<br />

die innere Einheit von Biologischem <strong>und</strong> Sozialem in <strong>der</strong> individuellen Entwicklung<br />

des Menschen. Durch die Tätigkeit wird das Individuum in das<br />

System <strong>der</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse einbezogen, indem es sich diese<br />

aneignet, formt sich sein gesellschaftliches Wesen (vgl. Bujewa 1978,<br />

S. 15).<br />

“Die Verwirklichung <strong>der</strong> jeweiligen sozialen Möglichkeiten für die Ausbildung<br />

reicher Bedürfnisse setzt die individuelle Fähigkeit zur Aufnahme <strong>und</strong><br />

‘Verarbeitung’ vielfältiger, differenzierter <strong>und</strong> wi<strong>der</strong>sprüchlicher sozialer<br />

Einflüsse, zur Anpassung an schnell sich än<strong>der</strong>nde Situationen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

voraus. Diese Fähigkeit ist an biologische Qualitäten – physische Belastbarkeit,<br />

Lern- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Lebensaltern<br />

– geb<strong>und</strong>en.” (Dölling 1978, S. 57).<br />

“Individuell-einmalige Erscheinungsformen <strong>der</strong> biologischen Konstitution<br />

(vererbte <strong>und</strong> angeborene Anlagen, Temperament, Reaktionsgeschwindigkeit,<br />

Sensibilität, motorische Geschicklichkeiten usw.) haben positive o<strong>der</strong><br />

negative Auswirkungen auf das soziale Verhalten vermittelt über die gesellschaftlichen<br />

bzw. kollektiven Leistungserwartungen, Verhaltensnormen<br />

<strong>und</strong> Sanktionen. Von diesen hängt ab, wie sich biologisch bedingte Beson<strong>der</strong>heiten<br />

des Verhaltens auf die Stellung <strong>und</strong> Anerkennung des einzelnen in<br />

<strong>der</strong> Gruppe bzw. im Kollektiv auswirken.” (Dölling 1978, S. 61 f.).<br />

Die These von <strong>der</strong> bio-sozialen Einheit des Menschen blieb umstritten. Sie<br />

sei missdeutbar, denn Biologisches <strong>und</strong> Soziales werden hier quasi auf eine<br />

Ebene nebeneinan<strong>der</strong> gestellt. Eine Gleichgewichtung bei<strong>der</strong> Komponenten<br />

sei nicht haltbar (vgl. Kelle/Kowalson 1984, S. 178 ff.). Die qualitative Unterscheidung<br />

von Mensch <strong>und</strong> Tier sei in erster Linie durch die soziale Qualität<br />

des Menschen als mit Bewusstsein begabtes, Ziele antizipierendes <strong>und</strong> gegenständlich<br />

tätiges Wesen bedingt. Dazu kam die Distanzierung von naturwissenschaftlichen<br />

Verengungen des Begriffs Individuum, wie seine Reduzierung<br />

auf ein biologisch-triebhaftes Wesen. In diesem Kontext stand auch<br />

die Abgrenzung von Positionen, wonach das Individuum auf im Wesen unverän<strong>der</strong>liche,<br />

vorgegebene biologische bzw. psychologische Merkmale zu-<br />

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