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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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nen herausragenden Stellenwert erhielt. Im Felde <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />

drückte sich dies in einer Erweiterung bzw. Modifikation <strong>der</strong> Normenhierarchie<br />

aus. Arbeit sollte nicht mehr nur “zufrieden stellend” (Kirchner 1979, S.<br />

193), son<strong>der</strong>n “persönlichkeitsför<strong>der</strong>nd” gestaltet werden. Der Berliner Arbeitspsychologe<br />

Volpert definierte diese Norm <strong>der</strong> Persönlichkeitsför<strong>der</strong>lichkeit<br />

anhand des Kriteriums <strong>der</strong> Befähigung zur “intellektuellen Durchdringung<br />

<strong>und</strong> handelnden Bewältigung <strong>der</strong> Arbeitsaufgabe” (Volpert 1979,<br />

S. 116), <strong>der</strong> Dresdner Arbeitspsychologe Hacker im Sinne einer “Weiterentwicklung<br />

ausgewählter Fähigkeiten <strong>und</strong> Einstellungen” <strong>und</strong> “erfor<strong>der</strong>licher<br />

Lernaktivitäten” (1978, S. 378).<br />

Neue Perspektiven für das arbeitsorientierte Lernen eröffnen sich prinzipiell<br />

dann, wenn die Aufgabenverantwortlichen an Prozessen <strong>der</strong> sie selbst betreffenden<br />

Organisationsgestaltung substanziell beteiligt werden <strong>und</strong> in diesem<br />

Rahmen auch ihre eigene Aufgabenstruktur verän<strong>der</strong>n können (Wirkungsebene<br />

3). Entsprechende Ansätze wurden erstmals von Fricke (1975) unter<br />

dem Stichwort “Innovatorische Qualifikation” konzipiert <strong>und</strong> in einem Humanisierungsprojekt<br />

angelegt. Das etwas später im Humanisierungsprogramm<br />

aufgelegte Projekt <strong>der</strong> “Qualifizierenden Arbeitsgestaltung”<br />

(Baitsch u. a. 1983) führte diese Konzipierung akzentuierend fort: Dies geschah<br />

erstens durch die Betonung <strong>der</strong> Betroffeneninteressen in Hinblick auf<br />

die Kontrolle von Belastungen in <strong>der</strong> Arbeitsituation, d. h. <strong>der</strong> Befähigung<br />

<strong>und</strong> Ermunterung <strong>der</strong> Betroffenen, “die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Bedingungen<br />

<strong>der</strong> Arbeitssituation nach eigenem Bedürfnis zu modifizieren” (Duell 1983;<br />

S. 72). Und zweitens durch eine Aufweichung <strong>der</strong> klassischen Projektrollenteilung<br />

zwischen einerseits wissenschaftlichen Experten (für Technik, Gestaltung,<br />

Qualifizierung ...) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits den betrieblichen Praktikern im<br />

Rahmen eines partizipativen Projektdesigns (Stichwort: Erweiterung des<br />

Gestaltungsspielraums) <strong>und</strong> einer betonten Mo<strong>der</strong>atorenrolle <strong>der</strong> betriebsexternen<br />

Projektanten. In diesem Rahmen wurde von den Arbeitern u. a. auch<br />

eine Konzeption des gegenseitigen Anlernens als Gr<strong>und</strong>lage eines<br />

Job-Rotationssystems entwickelt <strong>und</strong> erprobt.<br />

Ab Mitte <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong>, zeitlich in etwa parallel zu den Entwicklungen in <strong>der</strong><br />

BRD <strong>und</strong> <strong>der</strong> “Züricher Schule”, wurden auch in <strong>der</strong> DDR eigene Konzepte zur<br />

Einbeziehung von Praxisexperten in die Entwicklung von kombinierten Lern<strong>und</strong><br />

Gestaltungslösungen in <strong>der</strong> Industrie verfolgt. Ausgehend von einer Methodik<br />

des “Regulationsorientierten Trainings”, bei dem Neuerer-Kollektive<br />

zusammen mit Arbeitspsychologen Regelwerke für den Umgang mit fertigungstechnischen<br />

Prozessen entwickelten (Neubert/Tomczyk 1986), entstand<br />

die verallgemeinerte Konzeption eines “Aufgabenorientierten Informationsaustausches”<br />

(Neubert/Tomczyk 1986 <strong>und</strong> Herrmann 1986). Diese <strong>und</strong> ähnliche<br />

Konzeptionen muten aus heutiger Sicht schon wie Methoden des interak-<br />

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