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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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6 Historische, gesetzliche <strong>und</strong> rechtliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

“Um die Arbeit an <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Erwachsenenbildung ist es schlecht bestellt.<br />

Einer solchen Einschätzung wird niemand wi<strong>der</strong>sprechen.”, schreibt<br />

Tietgens (1985). Das gilt auch noch heute. Hat “die Erwachsenenbildung”<br />

überhaupt eine Geschichte?<br />

In einem weiteren Sinn gehört alles, was zur Bildung von erwachsenen Menschen<br />

getan wird, zur Erwachsenenbildung, <strong>und</strong> ihre Geschichte müsste einen<br />

großen Teil <strong>der</strong> Weltliteratur umfassen. Fasst man den Begriff dagegen<br />

enger, so wie wir es für eine Darstellung <strong>der</strong> Geschichte dieses Handlungsfeldes<br />

für sinnvoll halten, so wird man ihn auf diejenigen Vorgänge beschränken,<br />

die sich selbst so verstehen <strong>und</strong> so nennen. D. h. in diesem engeren Sinne<br />

ist Erwachsenenbildung erst dann Erwachsenenbildung, wenn sie sich ihrer<br />

selbst als solche bewusst wird, <strong>und</strong> das heißt, erst in dem Moment, in dem sie<br />

beginnt, sich von an<strong>der</strong>en Handlungsfel<strong>der</strong>n bewusst abzugrenzen, <strong>und</strong> das<br />

heißt wie<strong>der</strong>um, wenn sie sich selbst als historisches Subjekt-Objekt begreift<br />

<strong>und</strong> ihre eigene Geschichte zu reflektieren <strong>und</strong> zu beschreiben beginnt. Es ist<br />

daher kein Zufall, dass es immer wie<strong>der</strong> dieselben Namen sind, die sowohl<br />

als Darsteller <strong>der</strong> Theorie als auch <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

auftauchen, weil sie selbst auch Gestalter dessen sind, was man als diese Geschichte<br />

bezeichnen kann. Einig sind sie sich weitgehend darüber, dass eine<br />

Geschichte <strong>der</strong> Erwachsenenbildung im nun noch enger gefassten Sinn erst<br />

mit dem Jahr 1945 beginnen kann, nach <strong>der</strong> Zäsur des Dritten Reichs <strong>und</strong> mit<br />

<strong>der</strong> Durchsetzung des Begriffs Erwachsenenbildung, <strong>der</strong> an die Stelle <strong>der</strong><br />

noch in <strong>der</strong> Weimarer Republik üblichen <strong>und</strong> streng voneinan<strong>der</strong> getrennten<br />

Sachverhalte bezeichnenden Begriffe Arbeiterbildung <strong>und</strong> Volksbildung<br />

trat.<br />

Klaus Künzel (in: Tietgens 1985) stellt die Frage: “Kann es eine Geschichte<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbildung geben?”, <strong>und</strong> beantwortet sie vorsichtig bejahend.<br />

Die Vorsicht bezieht sich vor allem auf die Theorielosigkeit <strong>und</strong> die nicht<br />

nachweisbare “Wirkung” erwachsenenpädagogischer Ereignisse. Daher<br />

existiere die geschriebene Geschichte <strong>der</strong> Erwachsenenbildung weitgehend<br />

als Geschichte <strong>der</strong> Institutionen, <strong>der</strong> Personen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Theorien; würden dagegen<br />

Ereignisse geschil<strong>der</strong>t, etwa in Form von “Praxismodellen”, so fehlten<br />

meistens <strong>der</strong> Bezug zur Theorie <strong>und</strong> die historische Einordnung. Künzel<br />

weist nicht zu Unrecht pointierend darauf hin, dass die Geschichtsschreibung<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbildung weithin “Rechtfertigungsarbeit” sei, ein<br />

“kleinmütiges Verhaftetsein in dem Bedürfnis k<strong>und</strong>zutun, dass sie, wenn<br />

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