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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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Inhaltlich ist Knolls Vorstellung noch recht vage. Als positive Ansätze, die<br />

es zu systematisieren gelte, nennt er neben <strong>der</strong> (bereits gegenüber früheren<br />

Zeiten wesentlich verbesserten betrieblichen Aus- <strong>und</strong> Fortbildung) das Bildungsfernsehen<br />

in den damaligen Dritten Programmen, die sich bemühten,<br />

mit den Möglichkeiten des neuen Mediums <strong>Lehr</strong>stoffe <strong>der</strong> Oberstufen weiterführen<strong>der</strong><br />

Schulen, aber auch Ergebnisse universitärer Forschung <strong>und</strong><br />

<strong>Lehr</strong>e zu verbreiten. Der Bildungswillige habe zwar noch zu wenige, aber<br />

eben doch einige Möglichkeiten, sich fortzubilden, es gebe aber lei<strong>der</strong> noch<br />

zu wenig “Bildungswilligkeit”, die z. B. durch die Vergabe von staatlichen<br />

Zertifikaten zu erhöhen sei. Damit sind Testate für erfolgreiche freiwillige<br />

Teilnahme an Bildungsveranstaltungen gemeint. Ob diese sich auch in beruflichen<br />

Erfolg umsetzen lässt, bleibt im Risiko des Bildungswilligen. Und<br />

hier besteht ein offensichtlicher Wi<strong>der</strong>spruch. Wenn im Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Weiterbildungsanstrengungen die Tatsache steht, “dass die hektische Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Industriegesellschaft ein reiches Angebot von Qualifizierungsmaßnahmen<br />

verlangt” (Knoll 1967, zitiert nach: Siebert 1977, S. 79) <strong>und</strong> vor<br />

allem dessen Wahrnehmung durch die Arbeitnehmer, dann ist es keineswegs<br />

garantiert, dass eine heute begonnene Fortbildung sich in <strong>der</strong> Zukunft auch<br />

als Garant für die Erfüllung des Wunsches nach höherem Sozialprestige<br />

(vom Einkommen einmal abgesehen) <strong>und</strong> nach einem dauerhaften Arbeitsplatz<br />

erweist. Je hektischer dieser Wandel, desto weniger nachhaltig ist Weiterbildung.<br />

Dies gilt umso mehr, je enger die Fortbildung an ein bestimmtes<br />

Berufsbild o<strong>der</strong> gar an die Erfor<strong>der</strong>nisse eines bestimmten Unternehmens geb<strong>und</strong>en<br />

ist, was z. B. an dem von Knoll vorgestellten Krupp-Rahmenplan nur<br />

allzu deutlich ist <strong>und</strong> von Knoll auch zaghaft kritisiert wird. Wo dagegen versucht<br />

wurde, die Anfor<strong>der</strong>ungen des Arbeitsmarkts allgemein in ein Konzept<br />

<strong>der</strong> beruflichen Bildung einzubeziehen <strong>und</strong> damit vermeintlich den zu Bildenden<br />

breitere Chancen zu eröffnen, zeigte sich seit <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> 60er <strong>Jahre</strong><br />

immer deutlicher, dass die Arbeitsmarkterfor<strong>der</strong>nisse nicht scharf genug zu<br />

definieren sind, weil sie selbst ständigem Wechsel unterliegen. “Der Arbeitsmarkt”<br />

als definierbare Größe existiert gar nicht. Verschiedene Sparten, unterschiedliche<br />

Berufsgruppen stellen unterschiedliche <strong>und</strong> sich wandelnde<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen. Trends können höchstens jeweils in Teilbereichen wahrgenommen<br />

werden <strong>und</strong> entwickeln sich oft konträr. Gerade Ende <strong>der</strong> 60er, Anfang<br />

<strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong> stellten Beobachter geradezu gegenläufige Tendenzen<br />

fest. Analysierten die einen einen Verlust an Arbeitsplätzen für gering Ausgebildete<br />

<strong>und</strong> eine steigende Nachfrage nach gut ausgebildeten Arbeitskräften,<br />

so sprachen an<strong>der</strong>e von einer deutlichen Tendenz zur Dequalifizierung.<br />

Tatsächlich zeigte sich in diesen scheinbar gegenläufigen Tendenzen eine<br />

beson<strong>der</strong>e Ausprägung <strong>der</strong> zunehmenden Differenzierung bzw. des fortlaufenden<br />

Prozesses <strong>der</strong> globalen Arbeitsteilung. Einerseits importierte die<br />

westdeutsche Wirtschaft bis zum Ölpreisschock von 1973 in zunehmendem<br />

Maße gering qualifizierte Arbeitskräfte aus Süd- <strong>und</strong> Südost-Europa ein-<br />

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