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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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tes, neben den Individuen stehendes o<strong>der</strong> über ihnen schwebendes Subjekt,<br />

das mit den Individuen in Wechselwirkung tritt, son<strong>der</strong>n die Gesellschaft ist<br />

Ergebnis <strong>der</strong> wechselseitigen Aktion <strong>der</strong> Individuen (vgl. Mitrochin 1972, S.<br />

31). Die Individuen wie<strong>der</strong>um handeln nicht voraussetzungslos, son<strong>der</strong>n<br />

“unter gesellschaftlichen Bedingungen <strong>und</strong> Verhältnissen, die von ihnen unabhängig<br />

sind, in die sie hineingeboren werden. Indem sie von diesen Voraussetzungen<br />

ausgehen, sie sich aneignen <strong>und</strong> nützen, sie weiterbilden, verän<strong>der</strong>n<br />

die Individuen ihre gesellschaftlichen Umstände, ihren praktischen<br />

Lebensprozess <strong>und</strong> damit sich selbst, entwickeln sie ihre Individualität, ihre<br />

Fähigkeiten, ihre Beziehungen.” (Klaus/Buhr 1974, S. 563). Von daher erklärt<br />

sich auch, dass eine Abgrenzung gegenüber Auffassungen vom Primat<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft gegenüber dem Individuum (Emil Durkheim, Talcott Parsons,<br />

Rene König u. a.) vorgenommen wurde. Dennoch wurde die Aneignung<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse in Form von Gegenständen <strong>und</strong> Beziehungen<br />

aus Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft als wesentliche Voraussetzung<br />

für die Entwicklung <strong>der</strong> Individuen angenommen.<br />

3.3 Wechselbeziehung von Individuum <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

Individuen sind nur im gesellschaftlichen Zusammenhang existenzfähig. Sie<br />

sind primär gesellschaftliche Individuen, d. h. ihre Bedürfnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten,<br />

ihre Autonomie als einzelne, einmalige Individuen <strong>und</strong> ihre Freiheit<br />

als Resultat wie als formulierter Anspruch entspringen nicht einem abstrakten<br />

Wesen des Menschen, son<strong>der</strong>n sind Produkt eingegangener, betätigter,<br />

gesellschaftlicher, jeweils konkret-historischer Beziehungen (vgl. Berger<br />

u. a. 1978, S. 298). Individuelles Verhalten <strong>und</strong> soziale Verhältnisse bilden<br />

eine objektive Einheit. “Die Einheit von Individuum <strong>und</strong> Gesellschaft ist<br />

letztlich bedingt <strong>und</strong> begründet in <strong>der</strong> materiellen Produktion, <strong>der</strong> artspezifischen<br />

Beziehung des Menschen zur übrigen Natur.” (Assmann u. a. 1977, S.<br />

274) “Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind Verhältnisse zwischen den<br />

Menschen, freilich nicht im Sinne einer Präexistenz <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Individuen, die im Gegenteil voll <strong>und</strong> ganz Produkt <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse sind, wohl aber in dem Sinn, dass die produktive Tätigkeit <strong>der</strong><br />

Menschen die Substanz dieser Verhältnisse ist.” (Séve 1972, S. 127).<br />

Individuelles Verhalten wird primär durch die je vorgef<strong>und</strong>enen sozialen<br />

Verhältnisse geprägt. Individuelle Entwicklungsmöglichkeiten sind wesentlich<br />

durch die objektive Einbindung <strong>der</strong> Individuen in die konkreten historischen<br />

sozialen Verhältnisse <strong>und</strong> natürlichen Bedingungen bestimmt (vgl.<br />

Berger u. a. 1978, S. 298). Sie sind daher keine beliebigen. Da sich gesellschaftliche<br />

Beziehungen nur über die Tätigkeit von Individuen realisieren,<br />

nehmen sie auch subjektige Züge an, erfahren durch das Zusammenwirken<br />

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