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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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lektive Dimensionen. In <strong>der</strong> Hochzeit dieses subjektiven Zugangs zum Lernen<br />

konnte die Frage “Was hat das mit mir zu tun? ” entscheidend sein für die<br />

Relevanz von Bildungswissen <strong>und</strong> Lernwegen <strong>und</strong> auch Legitimation für<br />

Verweigerungshaltungen. Die “neue Subjektivität” nahm vielfach wissenschaftsfeindliche,<br />

ja irrationale Formen an; ihre Kritiker bangten um den Gehalt<br />

aufklärerischer Bildung <strong>und</strong> das Professionsverständnis von Erwachsenenpädagogen<br />

(Hufer 1992, S. 55 ff.; Hufer/Unger 1989).<br />

2.4 Biografieorientierung<br />

Aus dem Blickwinkel <strong>der</strong> Teilnehmerorientierung – <strong>und</strong> im selben Zeitraum<br />

– konnte sich auch die Biografieorientierung entwickeln, die den bisherigen<br />

Lebensweg des Einzelnen mitberücksichtigt o<strong>der</strong> zum Gegenstand von Bildungsprozessen<br />

macht.<br />

Den Rückbezug auf Schul- <strong>und</strong> Lernerfahrungen <strong>und</strong> darauf aufbauende didaktisch-methodische<br />

Überlegungen brachte eine Zeitlang <strong>der</strong> Begriff “Anschlusslernen”<br />

zum Ausdruck (Weymann/Ma<strong>der</strong>/Dieterich 1979; Landesinstitut<br />

1986 a). Tietgens stellt das Anschlusslernen in den Kontext <strong>der</strong> Teilnehmerorientierung<br />

<strong>und</strong> meint damit, “dass Voraufgegangenes fortgeführt wird.<br />

Dieses Voraufgegangene ist reale menschliche Existenz, ist eine ernst zu nehmende<br />

Lebenslinie, nach <strong>der</strong>en Fortführung gesucht wird.” (Tietgens 1984,<br />

S. 449) Die umfassen<strong>der</strong>e Kategorie “Biografie” aber wurde zum Angelpunkt<br />

weitergehen<strong>der</strong> Überlegungen mit <strong>der</strong> Frage nach dem “ganzen” gelebten <strong>und</strong><br />

ungelebten Leben. Dabei ging <strong>und</strong> geht es um die Gegenüberstellung von “Allgemeinem”<br />

(Politik, Geschichte, Gesellschaft) <strong>und</strong> “Beson<strong>der</strong>em” <strong>der</strong> einzelnen<br />

biografischen Erzählung.<br />

Als frühe Beispiele biografischer Arbeit können in den 19<strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong>n gewerkschaftsnahe<br />

Kurse mit Arbeiterjugendlichen gelten. Bestimmt wurden<br />

sie von den damals gängigen politökonomischen Theorien. Sie zielten darauf<br />

ab, “dass <strong>der</strong> reale Zusammenhang von objektiver <strong>und</strong> individueller Krise<br />

sinnfällig gemacht wird” (Behrendt/Grösch 1978, S. 204). Die Pädagogen<br />

brachten nichts weniger als die “große Erzählung” des Kontinuums <strong>der</strong> Arbeiterbewegungsgeschichte<br />

in das Lernsetting ein <strong>und</strong> ordneten die Biografien<br />

jugendlicher Hauptschüler <strong>und</strong> junger Arbeiter – trotz ausführlicher<br />

Thematisierung ihrer Schul- <strong>und</strong> Arbeitserfahrungen – schließlich <strong>der</strong> Klassenspezifik<br />

unter. Das “falsche” Geschichtsbewusstsein jugendlicher Proletarier<br />

galt es im Sinne gewerkschaftlicher Handlungsperspektiven aufzulösen.<br />

Wenn auch offene Blicke auf die Potentiale einer “Geschichte von unten”<br />

<strong>und</strong> unentdeckte Handlungsspielräume des nicht von den Großinstitutionen<br />

vertretenen Proletariats noch die Ausnahme waren (Mahnkopf 1978),<br />

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