Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF
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f<strong>und</strong>en habe, <strong>und</strong> versucht, mit Hilfe <strong>der</strong> Kategorialität des marxschen “Kapital”<br />
Wesen <strong>und</strong> Funktion dieser Wende zu analysieren. Seine Darlegung<br />
geht von <strong>der</strong> marxschen Unterscheidung zwischen extensiver <strong>und</strong> intensiver<br />
Ausbeutung des Arbeiters aus. Bezeichnet jene (auch “Produktion des absoluten<br />
Mehrwerts” genannt) die seit Beginn des Kapitalismus herrschende<br />
Tendenz, die im Prinzip gleich bleibende, wenig Ausbildung erfor<strong>der</strong>nde Arbeit<br />
durch Verlängerung des Arbeitstages möglichst auszudehnen, so verän<strong>der</strong>t<br />
diese (die “Produktion des relativen Mehrwerts”) die Arbeit inhaltlich,<br />
bei gleich bleiben<strong>der</strong> Länge o<strong>der</strong> gar Verkürzung <strong>der</strong> individuellen Arbeitszeit.<br />
Marx unterscheidet drei aufeinan<strong>der</strong> folgende Methoden <strong>der</strong> relativen<br />
Mehrwertsteigerung, die aber nach ihrer Etablierung zusammen angewandt<br />
werden: die Kooperation, d. h. die Synthese gleicher o<strong>der</strong> verschiedener Arbeiten<br />
unter einem Dach in Form <strong>der</strong> Manufaktur, die zunehmend differenzierte<br />
Arbeitsteilung <strong>und</strong> schließlich die Mechanisierung <strong>der</strong> Arbeit. Mit <strong>der</strong><br />
immer differenzierteren Arbeitsteilung wird es in steigendem Maß nötig, die<br />
Arbeit zu qualifizieren. Soweit referiert Axmacher Marx durchaus korrekt,<br />
<strong>und</strong> seine Darlegung stimmt mit ähnlichen Gedanken bei Negt überein. Für<br />
Marx entsteht an dieser Stelle das theoretische Problem, dass die von ihm modifiziert<br />
übernommene Arbeitswerttheorie <strong>der</strong> klassischen englischen Ökonomie<br />
den Wert <strong>der</strong> Waren durch die Dauer <strong>der</strong> zu ihrer Herstellung benötigten<br />
Arbeit bestimmt sieht, qualifizierte Arbeit jedoch zweifellos zur Herstellung<br />
<strong>der</strong>selben Warenmenge weniger Zeit braucht als unqualifizierte, also in<br />
gleichen Zeiträumen höhere Werte schafft. Marx löst dieses Problem wie vor<br />
ihm schon David Ricardo durch die Einführung des Begriffs <strong>der</strong> “gesellschaftlich<br />
notwendigen Arbeitszeit”, <strong>der</strong> bei vielen sich als Marxisten verstehenden<br />
Theoretikern Verwirrung gestiftet hat, weil das Wort “notwendig”<br />
missverstanden wurde. “Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit” heißt für<br />
Marx nichts weiter als: bei einem gegebenen Stand <strong>der</strong> technischen Entwicklung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Arbeiter in einer Volkswirtschaft durchschnittlich<br />
erfor<strong>der</strong>liche Zeit zur Herstellung einer bestimmten Ware(nmenge). Damit<br />
will Marx das mögliche Missverständnis ausräumen, dass man durch Trödeln<br />
o<strong>der</strong> durch die Verwendung veralteter, zu langsamer Maschinen dem<br />
Produkt einen höheren Wert verschaffen könnte. Axmacher zitiert einen Satz<br />
aus Marxens “Kapital”, <strong>der</strong> eben dieses Missverständnis ausschließen soll:<br />
“Der wirkliche Wert einer Ware ist aber nicht ihr individueller, son<strong>der</strong>n ihr<br />
gesellschaftlicher Wert, d. h. er wird nicht durch die Arbeitszeit gemessen,<br />
die sie im einzelnen Fall dem Produzenten tatsächlich kostet, son<strong>der</strong>n durch<br />
die gesellschaftlich zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit.” (Marx 1957,<br />
S. 336) Axmacher missversteht den marxschen Gedanken, indem er schreibt:<br />
“Wenn die Arbeitszeit den Austausch <strong>der</strong> individuellen Arbeitsprodukte in<br />
gesellschaftlichem Maßstabe bestimmt, dann muss dieser Arbeitszeit eine<br />
weitere Bestimmung zukommen, nämlich ausschließlich notwendige Arbeitszeit<br />
zu sein.” (Axmacher 1974, S. 89 f.) Axmacher unterscheidet also<br />
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