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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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2. Horizontqualifikationen: Information über Information, Umgang mit Medien<br />

usw.<br />

3. Breitenelemente, d. h. solche Kenntnisse, die heute anerkanntermaßen für<br />

breite Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tätigkeitslandschaft" vonnöten sind, also z. B. Mess<strong>und</strong><br />

Regelungstechnik, Arbeitsschutz, Maschinenwartung usw. Diese<br />

Qualifikationen seien heute auch außerhalb des Erwerbslebens immer unentbehrlicher,<br />

z. B. für Jugendliche, Rentner <strong>und</strong> Hausfrauen.<br />

4. Vintage-Qualifikationen, die die Wissens-Differenzen zwischen den<br />

Lern-Generationen ausgleichen, also Nachholbedarf bei Älteren decken,<br />

wie etwa die (damals als <strong>Lehr</strong>gegenstand neue, heute schon historische)<br />

Cantorsche Mengenlehre, Englisch-Kenntnisse, Kulturkenntnisse usw.<br />

Aus dem Abstand von dreißig <strong>Jahre</strong>n ist zunächst festzustellen, dass in den<br />

größeren <strong>und</strong> kleineren Bildungsreformen, die seither stattgef<strong>und</strong>en haben,<br />

Elemente vor allem <strong>der</strong> unter 1.) <strong>und</strong> 2.) genannten Qualifikationstypen eingegangen<br />

sind. Die dritte Kategorie fällt insofern nicht eindeutig unter<br />

“Schlüsselqualifikationen”, weil ihre Elemente ebenso wie Einzelqualifikationen<br />

veralten können, was Mertens übrigens bewusst ist.<br />

Das Erwerbsleben währt nach Mertens durchschnittlich 40 <strong>Jahre</strong>. Wer im<br />

<strong>Jahre</strong> 1974 als junger Erwachsener in eine “zweite Alphabetisierung” nach<br />

Mertens eingestiegen wäre, die natürlich langfristig angelegt gewesen wäre,<br />

hätte entwe<strong>der</strong> neben allerhand Brauchbarem sich auch wie<strong>der</strong>um schnell<br />

veraltende Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten angeeignet (z. B. das damals mo<strong>der</strong>ne<br />

Basic English nach C. K. Ogden, das sich gegenüber dem richtigen Englisch<br />

als untauglich erwies, o<strong>der</strong> etwas über surrealistische “Littérature automatique”),<br />

o<strong>der</strong> er hätte seinen individuellen Schulungsplan häufig umstellen<br />

müssen. Das mit dem Wort “Schlüsselqualifikationen” verb<strong>und</strong>ene<br />

Versprechen, viele, ja beliebige <strong>und</strong> unverhofft im Wege stehende Türen aufschließen<br />

zu können, konnte nicht erfüllt werden. Der Konzeption liegt nicht<br />

nur ein gut gemeinter bürgerlicher Bildungsbegriff zugr<strong>und</strong>e, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um<br />

anthropologisch begründet ist – je<strong>der</strong> Mensch soll alles wissen <strong>und</strong> können<br />

dürfen <strong>und</strong> können –, son<strong>der</strong>n auch eine gesellschaftliche Prognostik, die ihrer<br />

eigenen Kritik an je<strong>der</strong> Prognostik unterworfen bleibt. Bestimmte feststellbare<br />

Entwicklungen werden als Trends angesehen, die quasi linear in die<br />

Zukunft zu verlängern sind. Dabei wird davon abgesehen, dass die möglicherweise<br />

richtig registrierten <strong>und</strong> analysierten Trends in unterschiedlichen<br />

Bereichen <strong>der</strong> Gesellschaft in durchaus unterschiedlicher Weise ausgeprägt<br />

sind <strong>und</strong> wirken. Auch heute noch, dreißig <strong>Jahre</strong> später, gibt es eine Vielzahl<br />

von Arbeitsplätzen, an denen Schlüsselqualifikationen nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

sind, die vielmehr Kraft, Ausdauer, Handfertigkeit für repetitive Teilarbeiten<br />

o<strong>der</strong> nur durch jahrelange Praxis zu erwerbende Routine voraussetzen.<br />

Hinzu kommt ein immanentes Dilemma <strong>der</strong> Konzeption: Werden die Schlüs-<br />

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