18.11.2013 Aufrufe

Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3.3 Jugendbildung<br />

Im Arbeitsprofil <strong>der</strong> Jugendbildung bleiben die Grenzen zwischen Erziehung,<br />

Freizeitgestaltung, sozialer Arbeit, Bildungsarbeit <strong>und</strong> Animation<br />

fließend. “Bedürfnisorientierte Jugendarbeit” (Damm 1980) nannte sich eine<br />

in den <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong>n verbreitete Jugendbildungskonzeption, die an<br />

den so genannten Erfahrungsansatz, wie ihn Oskar Negt für die gewerkschaftliche<br />

Bildung ausgearbeitet hat, bewusst anschloss. Hier wurde Abschied<br />

von <strong>der</strong> alten bewahrenden Jugendhilfe genommen <strong>und</strong> auf Kritik <strong>und</strong><br />

Emanzipation, aber auch auf das eigenständige Subjekt abgehoben.<br />

Jugendhöfe wie diejenigen in Steinkimmen <strong>und</strong> Dörnberg, die Jugendbildungstätte<br />

in Dietzenbach <strong>und</strong> das Wannseeheim für Jugendarbeit beispielsweise<br />

kann man als Laboratorien einer neuen politisch-kulturellen Bildungsarbeit<br />

betrachten. Hier wurden Konzepte <strong>der</strong> Interaktionspädagogik, des<br />

Planspiels, <strong>der</strong> politischen Theaterarbeit <strong>und</strong> des <strong>Lehr</strong>lingstheaters entwickelt<br />

(vgl. z. B. Fritz 1975), man suchte die neuen Möglichkeiten <strong>der</strong> Musik<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Medien (zunächst die Fotografie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schallplattenspieler, dann<br />

Film <strong>und</strong> Video) methodisch <strong>und</strong> konzeptionell in den Veranstaltungsarrangements<br />

zu nutzen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Jugendbildung fällt die Gleichzeitigkeit von Kontinuität <strong>und</strong><br />

Bruch beson<strong>der</strong>s ins Auge. Noch in den 50er <strong>Jahre</strong>n wurde in alter jugendbewegter<br />

Manier getanzt <strong>und</strong> gesungen, die Jugendbildung übernahm Funktionen<br />

<strong>der</strong> Lebenshilfe <strong>und</strong> Erziehung. Die neuen jugendlichen Lebenswelten<br />

<strong>und</strong> Deutungshorizonte <strong>der</strong> 60er <strong>und</strong> <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong> verdrängten jedoch bald die<br />

alten Muster <strong>und</strong> Orientierungen radikal. Die Jugendlichen traten nun nicht<br />

mehr als defizitäre, son<strong>der</strong>n als reife, selbstbestimmte Wesen in den Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> Bildungsbemühungen. Die Entdeckung <strong>der</strong> subjektiven Seite, <strong>der</strong><br />

Erfahrungen <strong>und</strong> des biografischen Hintergr<strong>und</strong>es vollzog sich frühzeitig<br />

<strong>und</strong> eigenständig in <strong>der</strong> Jugendarbeit, <strong>und</strong> Anfang <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong> konstatiert<br />

Hermann Giesecke, dass sich in <strong>der</strong> Jugendarbeit “<strong>der</strong> Akzent konsequent auf<br />

die Bedürfnisse <strong>und</strong> Interessen <strong>der</strong> Jugendlichen verlagert” hat (Giesecke<br />

1971, S. 115). Und schon Mitte <strong>der</strong> 60er <strong>Jahre</strong> begleitet <strong>der</strong> Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungstheoretiker<br />

Klaus Mollenhauer die Entwicklung <strong>der</strong> Jugend(bildungs)arbeit<br />

mit deutlich relativierenden Bemerkungen zum Selbstverständnis<br />

des Erziehers: “Er ist we<strong>der</strong> persönlich direkt Einwirken<strong>der</strong>, Führer, Vorbild,<br />

noch erfüllt er die Erzieher-Rolle in einem an<strong>der</strong>en, durch die traditionellen<br />

erzieherischen Sozialverhältnisse vorbestimmten Sinn, son<strong>der</strong>n er ist<br />

allenfalls Beispiel, am ehesten ‘Dramaturg’ des Erziehungsgeschehens.”<br />

(Mollenhauer 1964, S. 108 – Hervorhebung durch uns)<br />

309

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!