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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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men wäre, ja, ihnen in <strong>der</strong> Regel nichts genützt hätte. Es gibt keine Schlüsselqualifikation,<br />

die einen traditionell ausgebildeten Uhrmacher befähigt hätte,<br />

<strong>der</strong> Entwicklung in seinem Beruf standzuhalten, wenn man von ganz allgemeinen<br />

Basisqualifikationen absieht.<br />

Mertens nimmt von den damals schon existierenden Computern nur insofern<br />

Notiz, als er die Kenntnis von “Programmiersprachen” als Schlüsselqualifikation<br />

ansieht. Ohne diese Kenntnisse konnte man damals mit Computern<br />

nicht umgehen. Aber dann kam <strong>der</strong> PC, kamen die industriellen Anwen<strong>der</strong>programme,<br />

kam die graphische interaktive Oberfläche, kam die Maus ...<br />

Programmiersprachen sind keine Schlüsselqualifikationen mehr, denn mindestens<br />

99,9 Prozent aller “User” nutzen den Computer ohne die geringsten<br />

Kenntnisse über das Programmieren. In weiten Bereichen <strong>der</strong> materiellen<br />

Produktion wird heute mit CAD <strong>und</strong> ähnlichen Techniken gearbeitet, <strong>der</strong>en<br />

Beherrschung nach kurzer Anlernzeit durchaus möglich ist. Welche Schlüsselqualifikationen<br />

sind dafür nötig? Im Gr<strong>und</strong>e sind es immer noch die bewährten<br />

alten Kulturtechniken. Nichts Neues unter <strong>der</strong> Sonne?<br />

7.3 Exemplarische Phantasie o<strong>der</strong><br />

soziologisches Lernen? Oskar Negt (1971)<br />

Oskar Negts Programmschrift “Soziologische Phantasie <strong>und</strong> exemplarisches<br />

Lernen” wurde in <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong> breit diskutiert, <strong>und</strong> die<br />

dort nie<strong>der</strong>gelegte, aus <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Funktionärsschulung<br />

gewonnene Theorie erwies sich als fruchtbar für den gesamten Bereich<br />

dessen, was damals Erwachsenenbildung genannt wurde, obwohl sein Ziel<br />

war, einen ganz beschränkten Bereich von Bildungsarbeit zu reformieren,<br />

<strong>der</strong> selbst bei einem weit gefassten Begriff von Erwachsenenbildung nicht<br />

einmal zur Gänze diesem Bereich gesellschaftlicher Tätigkeit zugerechnet<br />

werden kann: die gewerkschaftliche Bildungsarbeit, die immer zum Teil<br />

auch Jugendbildungsarbeit war. Aber auch <strong>und</strong> gerade <strong>der</strong> Teil gewerkschaftlicher<br />

Bildungsarbeit, <strong>der</strong> Erwachsene zu Adressaten hat, ist, wenn<br />

man ihn unter “Erwachsenenbildung” subsumiert, jedenfalls eine spezielle<br />

Form, die denn auch von ihren Theoretikern <strong>und</strong> Praktikern nicht als Bildung,<br />

son<strong>der</strong>n als Schulung bezeichnet wird. Faktisch sieht die gewerkschaftliche<br />

Schulungsarbeit vor <strong>und</strong> nach Negt so aus, dass gewerkschaftliche<br />

Vertrauensleute <strong>und</strong> Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> solche Arbeiter <strong>und</strong> Angestellten,<br />

die einen solchen Vertrauensposten einnehmen möchten o<strong>der</strong> sollen,<br />

auf ihre mit diesen Funktionen verb<strong>und</strong>enen Aufgaben vorbereitet <strong>und</strong> in<br />

ihnen geför<strong>der</strong>t werden, d. h. in Gr<strong>und</strong>fragen des Arbeits- <strong>und</strong> Tarifrechts,<br />

Institutionenk<strong>und</strong>e, zweckgeb<strong>und</strong>ener Rhetorik usw. Jugendvertreter werden<br />

nicht wesentlich an<strong>der</strong>s geschult. Oskar Negt, <strong>der</strong> diese Praxis genau<br />

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