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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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ildungsinteressen <strong>der</strong> Subjekte zu berücksichtigen suchten, hatten Folgen:<br />

Sie formulierten “Zielgruppen” im Sinne (Bildungs-) Benachteiligter weiter<br />

aus, entwickelten eine eher sinnverstehende Didaktik <strong>und</strong> Methodik <strong>und</strong> legten<br />

dem pädagogischen Handeln ein neues Verhältnis von “Person <strong>und</strong> Sache”<br />

zugr<strong>und</strong>e. Der Terminus Teilnehmerorientierung findet hier seine Begründung.<br />

Teilnehmerorientierung als eine neue Aufmerksamkeitsrichtung in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

akzentuierte zum Beginn <strong>der</strong> 19<strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong> die Interessen<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen <strong>der</strong> Teilnehmenden als Ausgangspunkt didaktischer Planung<br />

(Breloer/Dauber/Tietgens 1980; Sektion Erwachsenenbildung <strong>der</strong><br />

DGfE 1981; Schlutz 1982 b; Tietgens 1984).<br />

Hufer nennt Teilnehmerorientierung in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung “ein unstrittiges<br />

pädagogisches Prinzip” (1997, S. 101) <strong>und</strong> hebt damit ab auf ein – wenn<br />

nicht auf das Konzept emanzipatorischer Bildung. “Teilnehmerorientierung”<br />

konnotiert pädagogische Vorstellungen über Autonomie, Mündigkeit <strong>und</strong> demokratische<br />

Teilhabe <strong>der</strong> am Bildungsprozess beteiligten Erwachsenen. Tietgens<br />

verwies aber bereits früh auf das Spannungsverhältnis von Teilnehmerorientierung<br />

<strong>und</strong> Sachorientierung (Tietgens 1981, S. 178 ff.).<br />

In den <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong>n konnten sowohl objektiv genannte Bildungsdefizite<br />

als auch soziale <strong>und</strong> politische Entfaltungsbedürfnisse von Teilnehmenden<br />

dem pädagogischen Handeln zugr<strong>und</strong>e gelegt werden (Ma<strong>der</strong>/Weymann<br />

1979). Erst in dem Maß, in dem “Teilnehmerorientierung” berücksichtigte,<br />

was Teilnehmende an Vorbildung <strong>und</strong> Lebenswissen mitbringen <strong>und</strong> wie sie<br />

dies erweitern möchten, schälte sich so etwas wie ein “Kern” <strong>der</strong> Teilnehmerorientierung<br />

heraus: ein Oberbegriff für Formen <strong>der</strong> Rücksichtnahme bei <strong>der</strong><br />

didaktischen Planung, für Varianten <strong>der</strong> Selbststeuerung <strong>und</strong> Selbsttätigkeit,<br />

als Kriterium <strong>der</strong> notwendigen didaktischen Reduktion (Kejcz 1979). In den<br />

1990er <strong>Jahre</strong>n hat die Teilnehmerorientierung durch die Konstruktivismus-Diskussion<br />

einen weiteren “Schub” erhalten: einen noch konsequenteren<br />

Perspektivenwechsel von <strong>der</strong> Institution zu den Teilnehmenden. In Verbindung<br />

damit setzen sich Konzepte des selbst organisierten <strong>und</strong> selbst gesteuerten<br />

Lernens durch. Die Teilnehmerorientierung erfährt damit ihre vorerst letzte,<br />

radikalste Ausprägung (Siebert 1997).<br />

Der Begriff “Betroffenheit” schlägt den Bogen von <strong>der</strong> Sach- zur Teilnehmerorientierung<br />

<strong>und</strong> hält beide Pole in einer spannungsvollen Beziehung.<br />

Sein inflationärer Gebrauch in den <strong>70er</strong> <strong>und</strong> <strong>80er</strong> <strong>Jahre</strong>n war Ausdruck einer<br />

kritischen Haltung gegenüber abstrakten Lern- <strong>und</strong> Stoffzwängen. Der Rekurs<br />

auf die Betroffenenheit <strong>der</strong> Lernenden rückte ihre Lebenserfahrung <strong>und</strong><br />

gesellschaftliche Stellung in den Mittelpunkt <strong>und</strong> hatte individuelle wie kol-<br />

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