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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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hirn ist kein Computer, <strong>der</strong> einen Input nach einem vorgegebenen Programm<br />

verarbeitet <strong>und</strong> einen bestimmten Output erzeugt, son<strong>der</strong>n es ist ein plastisches<br />

System, das sich ständig in Relation zu den Perturbationen aus <strong>der</strong> Umwelt<br />

verän<strong>der</strong>t. Es gibt kein Abbild <strong>der</strong> Welt im Gehirn, keine Repräsentation.<br />

Das bedeutet, dass man nicht sagen kann, dass es eine Instanz gäbe, die etwas<br />

lernt. Lernen ist die Modifikation des Gehirns, d. h. das Anlegen <strong>und</strong><br />

Kombinieren von neuronalen Verbindungen <strong>und</strong> Netzen selbst ist das Lernen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Inhalt des Lernens, durch das <strong>und</strong> durch den zugleich auch die Welt<br />

<strong>und</strong> die Gesellschaft geschaffen <strong>und</strong> verän<strong>der</strong>t werden.<br />

In dieser Betrachtungsweise gibt es keinen prinzipiellen, son<strong>der</strong>n allenfalls<br />

einen graduellen Unterschied zwischen dem Lernen von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> dem<br />

von Erwachsenen. Dieser Unterschied liegt darin begründet, dass die Gehirne<br />

Erwachsener tendenziell durch ein geringeres Maß an Perturbationen weniger<br />

intensiv modifiziert werden, weil sie schon mehr Umwelterfahrungen<br />

gemacht, das heißt mehr von ihrer Umwelt gelernt <strong>und</strong> ihre Umwelt gemäß<br />

ihren Erfahrungen gestaltet haben. Das kann eine größere Bereitwilligkeit älterer<br />

Menschen bedingen, zielgerichtet – das heißt aber auch selektiv – <strong>und</strong><br />

bewusst zu lernen; an<strong>der</strong>erseits sind die Wahrnehmungsapparate jüngerer<br />

Menschen, eben weil sie noch nicht so viele Modifikationen hinter sich haben,<br />

plastischer, d. h. sie lernen möglicherweise bestimmte Dinge schneller.<br />

Dies gilt ganz beson<strong>der</strong>s für Lerninhalte (Perturbationen), die für ältere Gehirne<br />

nahezu Disturbationsqualität haben, etwa was den ungewohnten Umgang<br />

mit den neuen Medien, mit dem Computer <strong>und</strong> dem Internet angeht. Im<br />

Gr<strong>und</strong>e gibt es aber gar keinen Unterschied zwischen Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Erwachsenen,<br />

son<strong>der</strong>n nur die fließenden Übergänge zwischen jeweils älteren <strong>und</strong> jüngeren<br />

Menschen. Natürlich gibt es die biologisch, lebensgeschichtlich <strong>und</strong><br />

sozial determinierte Umbruchphase <strong>der</strong> Pubertät, aber sie bewirkt keinen<br />

Bruch im Lernverhalten. Die “Sek<strong>und</strong>arstufe II” ist nichts als ein bürokratisches<br />

Konstrukt; es gibt in <strong>der</strong> Wirklichkeit außerhalb <strong>der</strong> Richtlinien <strong>und</strong><br />

<strong>Lehr</strong>pläne nichts, was ihr entspräche.<br />

Wir tendieren auch aus diesen Gründen zu <strong>der</strong> Behauptung, dass es einen Gegenstand<br />

Erwachsenenbildung nicht gibt <strong>und</strong> daher keine Wissenschaft von<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbildung. Etwas an<strong>der</strong>s verhält es sich mit den Begriffen<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung, wenn sie als Beschreibung eines Vorgangs verwendet<br />

werden. Man müsste dann jedoch definieren: Fortbildung nennen wir berufsspezifische<br />

geson<strong>der</strong>te Lernsituationen für Personen, die diesen Beruf<br />

bereits gelernt haben <strong>und</strong> ausüben, die jedoch ihre Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

in diesem Beruf intensivieren o<strong>der</strong> ausweiten sollen o<strong>der</strong> wollen, o<strong>der</strong><br />

ähnlich. Für solche konkret beschriebenen Sachverhalte mag es Fachdidaktiken<br />

geben, die sich aus den jeweiligen konkreten Lerninhalten ergeben, die<br />

aber vermutlich keine erwachsenenspezifischen Fachdidaktiken sind. Ob ei-<br />

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