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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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wissenschaftlich zu kritisieren <strong>und</strong> zu überwinden sind; die an<strong>der</strong>en, die sich<br />

als <strong>und</strong>ogmatische bewegungsorientierte Linke definierten, distanzierten<br />

sich von solch einem taktischen Umgang mit den Teilnehmenden <strong>und</strong> glaubten<br />

aus den Alltags- <strong>und</strong> Arbeitserfahrungen zwanglos so etwas wie Rudimente<br />

von Klassenbewusstsein freilegen o<strong>der</strong> – schon allgemeiner – Lernen<br />

zu einem allgemeinen “Befreiungsvorgang” (Buschmeyer 1982, S. 210) entwickeln<br />

zu können.<br />

Aber die Negtsche Position sah sich auch einer subjektorientiert-liberalen<br />

Kritik ausgesetzt, wie<strong>der</strong>um eine “ideologisch begründete autoritäre <strong>Lehr</strong>er-Schüler-Beziehung”<br />

begründen zu können: “Was immer die Klassen <strong>und</strong><br />

Individuen als relevant erleben mögen – ‘objektiv’ ist das alles immer schon<br />

vorweginterpretiert <strong>und</strong> wird so abgewertet zu einem ‘Fall von ... ‘ o<strong>der</strong> ‘Beispiel<br />

für ... ‘. So ... ist das ‘Einzelne’ eigentlich nur ein lei<strong>der</strong> hinzunehmendes<br />

Hin<strong>der</strong>nis, um das ‘Ganze’ ins Bewusstsein bringen zu können.” (Giesecke<br />

1972, S. 105 f.).<br />

In dem Maße, in dem in den 90er <strong>Jahre</strong>n die politische Bildung <strong>und</strong> die Arbeiterbildung<br />

ihre ideologische Zentralität im Gefüge <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

verloren <strong>und</strong> die Gewerkschaften ihre Aufgaben <strong>und</strong> Bildungsbemühungen<br />

neu definierten, schliffen sich die Gegensätze ab; es geriet aber auch das<br />

Konzept des exemplarischen Lernens bzw. <strong>der</strong> Erfahrungsansatz als beson<strong>der</strong>er<br />

Versuch <strong>der</strong> Arbeiterbildung beinahe in Vergessenheit (vgl. Faulenbach<br />

1997).<br />

Negt selber hatte seine Ambitionen bereits Anfang <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong> zusammen<br />

mit Alexan<strong>der</strong> Kluge in Studien zum Öffentlichkeitsbegriff weiterentwickelt<br />

(Negt/Kluge 1972). Sie suchten – anknüpfend an Habermas’ frühe Analysen<br />

<strong>der</strong> bürgerlichen Öffentlichkeit – den Zusammenhang von Erfahrung, Öffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> Autonomie neu zu fassen <strong>und</strong> fanden damit beson<strong>der</strong>e Resonanz<br />

unter den Pädagogen <strong>und</strong> Erwachsenenbildnern. Von hier aus wan<strong>der</strong>ten<br />

die Negtschen Auffassungen <strong>und</strong> Motive in weite Bereiche <strong>der</strong> sozialen<br />

Bewegungen, <strong>der</strong> politischen Bildung <strong>und</strong> Jugendarbeit ein, sie diff<strong>und</strong>ierten<br />

allerdings dabei auch <strong>und</strong> waren eher zu identifizieren in den gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Zielvorstellungen <strong>und</strong> Selbstverständnissen bewegungsorientierter Jugend-<br />

<strong>und</strong> Erwachsenenbildung als auf didaktisch-methodischer Ebene.<br />

2.7 Schlüsselqualifikationen<br />

Die bildungssoziologischen Orientierungsversuche <strong>der</strong> <strong>70er</strong> <strong>Jahre</strong> rekurrierten<br />

fast ausnahmslos auf die zentrale Kategorie <strong>der</strong> Qualifikation. Manche<br />

Theoretiker wie Martin Baethge vertraten sogar die Ansicht, dass <strong>der</strong> Quali-<br />

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