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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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eingegangenen gesellschaftlichen Verhältnissen entsteht <strong>und</strong> sich in diesen<br />

entwickelt (vgl. Müller/Uhlig 1980, S. 79 ff.; vgl. Kelle/Kowalson 1984,<br />

S. 63 ff.). Aus dieser Perspektive wurde gesellschaftliches Bewusstsein als<br />

Resultat einer bestimmten Art <strong>der</strong> menschlichen Tätigkeit verstanden, eben<br />

jener Tätigkeit, die auf die Herausarbeitung geistiger Werte, d. h. Vorstellungen,<br />

Ideen, Theorien, Überzeugungen, Kenntnisse, Bewertungen, Ziele usw.<br />

gerichtet ist (vgl. Drjachlow u. a. 1978, S. 275). Gleichermaßen ist es aber<br />

auch Voraussetzung für zweckbestimmte menschliche Tätigkeit.<br />

Der Tätigkeitsansatz orientierte methodisch auf die differenzierte Untersuchung<br />

des Produktions- <strong>und</strong> Vermittlungsprozesses von individuellem <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichem Bewusstsein. Er wurde in <strong>der</strong> Verortung bei<strong>der</strong> als Momente<br />

des Zusammenhangs von Individuum <strong>und</strong> Gesellschaft entwickelt. Individuelles<br />

Bewusstsein wurde dem gemäß als Aspekt des Aneignungsprozesses<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse <strong>und</strong> als Glied des Produktionsprozesses<br />

des gesellschaftlichen Bewusstseins untersucht. Individuelles <strong>und</strong> gesellschaftliches<br />

Bewusstsein waren damit in den praktischen Lebensprozess<br />

eingeordnet, als Moment <strong>der</strong> Dialektik von Individuum <strong>und</strong> Gesellschaft <strong>und</strong><br />

nicht mehr vor<strong>der</strong>gründig als Strukturkomponenten betrachtet, son<strong>der</strong>n von<br />

ihrer Funktion für die Reproduktion <strong>der</strong> individuellen Entwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Verhältnisse (vgl. Hahn 1974, S. 600).<br />

Da die Gesellschaft nicht als einfache Summe <strong>der</strong> in ihr lebenden Individuen<br />

begriffen wurde, kann das gesellschaftliche Bewusstsein nicht Summe <strong>der</strong><br />

individuellen Bewusstseine sein. Aus den Wechselbeziehungen von Individuum<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft folgt jedoch auch, dass es keine totale Verschiedenheit<br />

des Bewusstseins <strong>der</strong> in einer Gesellschaft existierenden Individuen geben<br />

kann. Materieller Träger des individuellen Bewusstseins <strong>und</strong> des gesellschaftlichen<br />

Bewusstseins im physiologischen <strong>und</strong> im sozialen Sinne bleibt<br />

das Individuum (vgl. Drjachlow u. a. 1978, S. 300). Um näheren Aufschluss<br />

über die Bewusstseinsinhalte zu erlangen, müssen demzufolge die konkreten<br />

Tätigkeitsformen <strong>der</strong> Individuen untersucht werden. Mit dem Begriff individuelles<br />

Bewusstsein wurden die von den Individuen als Einzelne in ihrem unmittelbar<br />

eigenen Lebensprozess hervorgebrachten, angeeigneten, wirkenden<br />

<strong>und</strong> durch ihre Individualität geprägten ideellen Gebilde (Ideen, Anschauungen,<br />

Vorstellungen, Theorien, Normen, Werte, Interessen, Erfahrungen,<br />

Stimmungen u. a.) bezeichnet.<br />

Der Zweck <strong>der</strong> Begriffe individuelles Bewusstsein <strong>und</strong> gesellschaftliches<br />

Bewusstsein bestand im differenzierten Erfassen <strong>der</strong> Produktions- <strong>und</strong> Aneignungsformen<br />

von Bewusstsein sowohl von <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Individuen als<br />

Einzelne als auch von <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Gesellschaft als Ganzes, um dadurch <strong>der</strong>en<br />

Vermittlungsprozesse theoretisch detaillierter erfassen zu können.<br />

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