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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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selqualifikationen allgemein <strong>und</strong> wenig spezifisch gefasst, sind sie konkret<br />

nicht anwendbar; werden sie dagegen auf bestimmte Anwendungen hin konstruiert,<br />

verlieren sie das ihnen zugeschriebene <strong>und</strong> für sie konstitutive<br />

Merkmal <strong>der</strong> vielseitigen Anwendbarkeit.<br />

Daher ist die Frage nach dem “optimalen Bildungskanon” nicht so allgemein<br />

zu stellen. Die Frage müsste vielmehr lauten: Wer braucht Schlüsselqualifikationen,<br />

<strong>und</strong> zwar welche? Es war sicher richtig, allgemein eine breitere<br />

Bildung zu for<strong>der</strong>n, <strong>und</strong> die Tendenz, Bildung nicht mehr an Einzel-Lerninhalten,<br />

son<strong>der</strong>n an verallgemeinerbaren Kenntnissen auszurichten,<br />

ist <strong>und</strong> bleibt vernünftig. Die “Unschärfe” des Arbeitsmarkts aber ist<br />

durch die Schulung in Schlüsselqualifikationen nicht in den Griff zu bekommen.<br />

Wir wissen heute, dass es eine Garantie für einen bestimmten Arbeitsplatz<br />

nicht gibt, ja nicht einmal eine Garantie für überhaupt einen Arbeitsplatz.<br />

Es ist mehr o<strong>der</strong> weniger Zufall, <strong>der</strong> durch breite Kenntnisse nur ein<br />

wenig zu lenken ist, wer wann die an einer bestimmten Stelle gefor<strong>der</strong>ten<br />

Qualifikationen aufweist, <strong>und</strong> das gilt nicht nur für abhängig Beschäftigte,<br />

son<strong>der</strong>n ganz allgemein <strong>und</strong> nicht nur auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Ein Beispiel mag das illustrieren. Als Mertens’ Aufsatz erschien, lagen in<br />

den Schaufenstern <strong>der</strong> Juwelierläden die ersten quarzgesteuerten Digitaluhren.<br />

Sie kosteten mehrere h<strong>und</strong>ert Mark. Ein paar <strong>Jahre</strong> später gab es Digitaluhren<br />

aus Hongkong in jedem Billigladen für 5, 95 DM, <strong>und</strong> die deutsche Uhrenindustrie<br />

brach zusammen. Die neuen Uhren waren genauer, billiger <strong>und</strong><br />

weniger störungsanfällig als die von einem Fe<strong>der</strong>werk getriebenen. Warum<br />

sollte es überhaupt noch Uhren mit Fe<strong>der</strong>aufzugswerk <strong>und</strong> mit dem komplizierten,<br />

unlogischen <strong>und</strong> am scheinbaren Umlauf <strong>der</strong> Sonne um die Erde<br />

orientierten analogen Zwei-Zeiger-Zifferblatt geben? In <strong>der</strong> Schweiz hielten<br />

sich einige Hersteller von teuren Luxusuhren. Dann wurde eine nicht gerade<br />

billige, aber auch nicht teure quarzgesteuerte Analoguhr mit modisch gestaltetem<br />

Zifferblatt auf den Markt geworfen; ihr Name vereinigte das Versprechen<br />

schweizerischer Uhrenqualität <strong>und</strong> englischsprachige Popkultur. Daneben<br />

gibt es heute wie<strong>der</strong> eine deutsche Uhrenindustrie, die teure Analoguhren<br />

mit mechanischem Werk in deutlichem Anschluss an vorindustrielle<br />

Handwerkstradition herstellt. Digitaluhren gibt es kaum noch. In den 90er<br />

<strong>Jahre</strong>n kamen die ersten Funkuhren auf den Markt, zunächst in Form von Weckern,<br />

später auch als Armbanduhren. Werden sie sich durchsetzen? O<strong>der</strong><br />

kommt demnächst eine neue Generation von Uhren auf den Markt? Diese<br />

Entwicklung, die keiner inneren Logik folgt, hat sich in einem Zeitraum abgespielt,<br />

<strong>der</strong> kürzer ist als die von Mertens veranschlagten 40 <strong>Jahre</strong> Erwerbsleben<br />

eines Menschen; niemand konnte sie auch nur in <strong>der</strong> Tendenz voraussehen.<br />

Das bedeutet, dass jede Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Uhrenherstellung<br />

für die betroffenen Arbeitskräfte mindestens zu spät gekom-<br />

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