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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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einzelne Schüler (vgl. Klein 1974, S. 126). Gläßer plädierte dafür, konsequent<br />

an den Interessen, Stärken <strong>und</strong> Begabungen <strong>der</strong> Schüler anzuknüpfen,<br />

am aktuellen Fähigkeitsniveau anzusetzen, Anfor<strong>der</strong>ungen auf unterschiedlichen<br />

Niveaus anzubieten <strong>und</strong> genügend Freiräume zu schaffen, die <strong>der</strong><br />

Schüler entsprechend seiner Ambitionen nutzen kann (vgl. Gläßer 1989,<br />

S. 767). Das Einbeziehen außerhalb <strong>der</strong> Schule individuell erworbener Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten sowie die Berücksichtigung <strong>der</strong> Freizeitaktivitäten<br />

für den Unterricht wurden ebenfalls als Möglichkeiten angesehen, jeden<br />

Schüler individuell zu för<strong>der</strong>n (vgl. Baer 1988, S. 780 ff.).<br />

Kirchhöfer ging noch weiter <strong>und</strong> for<strong>der</strong>te individuelle För<strong>der</strong>programme in<br />

<strong>der</strong> Schule. “Wer im Lernen zurückbleibt, braucht individuelle Hilfe, <strong>und</strong><br />

wer <strong>der</strong> Klasse weit voraus ist, benötigt ein zusätzliches Lernangebot. Erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist sowohl die verstärkte, ‘didaktische Kraft’ (Diesterweg) <strong>der</strong> Zuwendung<br />

zum einzelnen Schüler, die zusätzliche Aufmerksamkeit <strong>und</strong><br />

Wachheit gegenüber seiner individuellen Entwicklung, die Konzentration<br />

auf jeden Schüler in je<strong>der</strong> St<strong>und</strong>e wie auch die Sicherung <strong>der</strong> kollektiven Arbeitsatmosphäre,<br />

in <strong>der</strong> je<strong>der</strong> Schüler das einheitliche Lernangebot individuell<br />

annimmt <strong>und</strong> verinnerlicht.” (Kirchhöfer 1988, S. 567 f.).<br />

Differenzierung bzw. Individualisierung des Unterrichts wurde vornehmlich<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Klassenverbände konzipiert. Kollektivität wurde nicht nur<br />

als Wert in <strong>der</strong> Erziehung zur “sozialistischen Persönlichkeit” betrachtet,<br />

dem Kollektiv wurden auch Potenzen zur Entwicklung <strong>der</strong> Individualität zugemessen,<br />

z. B. die Atmosphäre des Wettbewerbs <strong>und</strong> die gegenseitige Verantwortung<br />

füreinan<strong>der</strong>. Dem Kollektiv wurde ein quantitativ hochwertiges<br />

Niveau an sozialen Beziehungen nachgesagt, so gegenseitige Achtung, Solidarität,<br />

Wettbewerbsfähigkeit. Ein differenziertes Eingehen auf die individuellen<br />

Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Schüler bedeute keineswegs eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Niveaudifferenzierung. Das Prinzip <strong>der</strong> gleichen Bildung auf gleichem<br />

Niveau für alle sollte nicht in Frage gestellt werden.<br />

Für eine Individualisierung <strong>der</strong> Lerntätigkeit wurden verschiedene Einrichtungen<br />

neben <strong>der</strong> Differenzierung des Unterrichts genutzt: die Lernpatenschaften,<br />

<strong>der</strong> Unterricht in <strong>der</strong> Produktion, die außerschulischen Arbeitsgemeinschaften,<br />

das Kurssystem, die Spezialklassen <strong>und</strong> die Spezialschulen.<br />

Über diese unterrichtsbezogenen Maßnahmen hinausgehend wirke das Übertragen<br />

von spezifischen Verantwortlichkeiten in außerschulischen Bereichen,<br />

wie z. B. die Übernahme von Funktionen in Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendorganisationen,<br />

för<strong>der</strong>nd auf die Schüler.<br />

In <strong>der</strong> Diskussion zur individuellen För<strong>der</strong>ung wurde deutlich, dass die <strong>Lehr</strong>er<br />

bzw. die Schule auf sich allein gestellt dieser Aufgabe nicht hinreichend<br />

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